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Medikationsanalyse Fall 2

Intuitiv und praxistauglich?

In der Serie »Medikationsanalyse intuitiv und praxistauglich?« werden verschiedene Praxisfälle mithilfe einer kostenfreien Testversion der Software MediCheck® von pharma4u analysiert.
Theo Dingermann
12.02.2020  09:56 Uhr

Der zweite Fall betrifft eine Patientin, die an Myasthenia gravis erkrankt ist. Vier Medikamente sind verordnet. Zudem klagt die Patientin über depressive Verstimmungen bis hin zu Angst- und Unruheattacken.

Die Patientin ist 56 Jahre alt, 68 kg schwer und Nichtraucherin. Laborwerte stehen nicht zur Verfügung.

Das Testergebnis

Auch bei dem zweiten Fall ist das Resultat des MediCheck-Tests als sehr positiv zu bezeichnen, jedoch zeigt der rot markierte Kasten »Potenzielle Risiken« neben dem Unterpunkt »Routine Monitoring» zwei weitere Einträge, die besondere Aufmerksamkeit verlangen.

Da die einzelnen Einträge in dem grün markierten Kasten bei der Bearbeitung dieses zweiten Falls bereits selbsterklärend sind, interessiert vor allem der Warnhinweis »Interaktionen» an erster Stelle des rot markierten Kastens. Nach Aufruf dieses Warnhinweises wird angezeigt, dass gemäß ABDATA-Klassifikation eine Überwachung beziehungsweise Anpassung hinsichtlich der Wirkstoffe Mestinon 60 und Metoprolol AbZ 50 mg erforderlich ist, da verstärkte Bradykardie und Bronchokonstriktion möglich sind. Wer Näheres über den Mechanismus dieser Interaktion erfahren will, dem wird erklärt, dass beide Stoffgruppen die kardiale Reizleitung hemmen und verengend auf die Bronchialmuskulatur wirken, sodass von einem additiven Effekt ausgegangen wird. Diese Erklärungen können optional angeschaut werden. Sie sind besonders hilfreich, wenn bei der Rücksprache mit dem Arzt Handlungsoptionen diskutiert werden.

Ein starkes Feature des MediChecks ist die Einbeziehung potenzieller Probleme, die durch genetische Polymorphismen auftreten können. In einem solchen Fall könnte eine Genotypisierung in Betracht bezogen werden. Gleich zwei Wirkstoffe werden hier in den Fokus gerückt: Azathioprin und Metoprolol.

Sehr selten (< 1 Prozent) kann Azathioprin zu Problemen führen, nämlich dann, wenn ein Mangel an der Azathioprin deaktivierenden Thiopurin-Methyltransferase (TPMT) besteht.

Relevanter ist das Problem, das von Metoprolol ausgehen kann. Metoprolol wird zu wesentlichen Teilen durch CYP2D6 zu weniger wirksamen Metaboliten abgebaut. Liegt bei einem Patienten eine verminderte CYP2D6-Aktivität vor, muss die Dosis relevant (um 75 Prozent bei einem CYP2D6-poor-Metabolizer-Status beziehungsweise um 50 Prozent bei einem CYP2D6-intermediate-Metabolizer-Status) verringert werden. Alternativ kann auch auf andere Betablocker (zum Beispiel Bisoprolol, Carvedilol) ausgewichen werden.

Resümee

Der zweite Fall ist tatsächlich komplexer als der erste. Dennoch ist das Handling dieses Falls mithilfe des MediChecks auch hier kein Problem. Die aufgezeigten arzneimittelbezogenen Komplikationen können hoch relevant sein. Das zeigt gerade dieser Fall, bei dem sich durch eine Genotypisierung im Nachgang der Erstberatung ergab, dass bei der Patientin ein CYP2D6-poor-Metabolizer-Status vorlag. Nach der dadurch erforderlich gewordenen Dosisanpassung wurde nicht nur das Interaktionsproblem zwischen Mestinon und Metoprolol entschärft. Durch die Korrektur der Metoprolol-Dosis verschwanden auch die geschilderten depressiven Verstimmungen sowie die Angst- und Unruheattacken.

 

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