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Auch die Analregion leidet unter den sinkenden Estrogenspiegeln, schilderte Proktologin Dr. Gabriela Popovich aus Berlin bei der Pressekonferenz. »In Phasen hormoneller Veränderung kann die Widerstandsfähigkeit und Feuchtigkeit im Analkanal und perianal abnehmen. Denn auch in dieser Region sitzen an den Gefäßen und Schleimhäuten estrogenabhängige Hormonrezeptoren.«
Ein höheres Körpergewicht – im Schnitt nehmen Frauen zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr 10 Kilogramm zu – sorgt überdies für mehr Druck auf Darm und Beckenboden. »Obstipation ist in dieser Lebensphase keine Seltenheit, genauso wie vergrößerte Hämorrhoiden oder Analvenenthrombosen«, so die Expertin. Frauen, die in der Vergangenheit ein Ereignis mit Humanen Papillomaviren (HPV) am Muttermund oder Gebärmutterhals hatten, empfiehlt Popovich den Gang zum Proktologen. »HPV scheint sich im Enddarm sehr wohlzufühlen, die Karzinomrate ist erhöht. Dem gilt es vorzubeugen.«
Hämorrhoidalleiden gehen mit mehreren Beschwerden einher. »Juckreiz, Brennen, ein Gefühl der unvollständigen Entleerung, Nässen, Stuhlschmieren, Blutungen und ein Druck- sowie Fremdkörpergefühl – und zwar in dieser Reihenfolge – sind die häufigsten Symptome«, informierte die Expertin. 90 Prozent der Patienten würden unabhängig vom Stadium ihres Hämorrhoidalleidens mit einer konservativen Therapie symptomfrei, schätzte sie. Aber: »Wenn Beschwerden nach einer kurzen Zeit der Selbstmedikation nicht verschwinden oder immer wieder erneut auftreten, sollte das Apothekenpersonal an den Arzt verweisen. Blutungen und deutliche Schmerzen sind in jedem Fall ärztlich abzuklären.«
Zur gezielten Linderung akuter Beschwerden wie Juckreiz, Brennen und Schmerzen beim Toilettengang eignet sich eine Rektalsalbe mit einem Lokalanästhetikum wie Lidocain (wie Posterisan® akut) oder Quinisocain (wie Haenal® akut). Sie erzielen eine schnelle Schmerzlinderung innerhalb von 30 Minuten im Analbereich während der Akutphase und können bis zu drei Tage lang angewendet werden.
Bei Nässen und Brennen als Hauptbeschwerden sind Adstringenzien eine gute Wahl. Sie wirken austrocknend, schwach blutungsstillend und entzündungshemmend. Dabei die größte Bedeutung haben Zubereitungen mit Gerbstoff-haltigen Drogenauszügen wie aus den Blättern und der Rinde der virginianischen Zaubernuss Hamamelis (wie Faktu® lind, Hametum®) oder mit basischem Bismutgallat (wie Mastu®). Adstringenzien können in sowie nach der Akutphase zur Behandlung bis zu vier Wochen lang angewendet werden.
Zur Prophylaxe von erneut auftretenden Hämorrhoidalsymptomen und zur Pflege des Analbereichs hat sich eine Schutzsalbe mit Jojobawachs, Cetiol und Bienenwachs (wie Posterisan® protect) bewährt. Sie legt sich wie ein wasserabweisender Schutzmantel über die empfindliche Analregion. Tipp: Vor dem Stuhlaufgang aufgetragen, erleichtert sie die Darmentleerung bei hartem Stuhl oder Reizungen.
Eher pflanzliche Arzneimittel und Analgetika, bevor Antibiotika zum Einsatz kommen: Gemäß der kürzlich überarbeiteten S3-Leitlinie zu unkomplizierten Harnwegsinfekten gewinnen Antibiotika-Alternativen an Bedeutung – das stärkt die Beratungskompetenz des Apothekenteams.
Die Verschiebung in den Empfehlungen zugunsten der rein symptomatischen Therapieoptionen basiert auf den Ergebnissen einer Reihe von Studien. Unter den pflanzlichen Präparaten werden solche mit Bärentraube (Uva Ursi, etwa Cystinol® akut) und die Dreierkombination aus Liebstöckel, Rosmarin und Tausendgüldenkraut (BNO 1045; Anmerkung der Redaktion: entspricht den Präparaten Canephron® N und Canephron® uno) aufgrund ihrer guten Studienergebnisse gesondert aufgeführt. Die Leitlinienautoren betonen bei den Phytopharmaka die »Produktspezifität«, was die vorliegenden Studiendaten und den jeweiligen Empfehlungsgrad betrifft.
Über alle Studien hinweg ergab sich eine Antibiotika-Einsparung von 63 Prozent. Bei Bärentraubenblättern waren es 64 Prozent und bei BNO 1045 sogar 84 Prozent. Bei der Verwendung von Ibuprofen war dies bei 67, 65 beziehungsweise 53 Prozent der Studienteilnehmer der Fall und bei Diclofenac bei 37 Prozent.
Bei Frauen in der Postmenopause sprechen sich die Leitlinienautoren für eine Stärkung des Vaginalmilieus mittels Milchsäurebakterien und einer topischen Estrogen-Gabe aus.