Indikation Nr. 5: Colitis ulcerosa |
Brigitte M. Gensthaler |
02.08.2022 09:00 Uhr |
Der JAK-Hemmer Upadacitinib kann inzwischen bei sechs Indikationen eingesetzt werden, darunter die Colitis ulcerosa. / Foto: Adobe Stock/Sergey
Upadacitinib (Rinvoq®) ist ein selektiver reversibler Januskinase-Inhibitor, der bei verschiedenen immunvermittelten entzündlichen Erkrankungen eingesetzt wird. Er kam im Februar 2020 in Deutschland auf den Markt. In der EU war er bislang zugelassen für Patienten mit rheumatoider Arthritis, Psoriasis-Arthritis, atopischer Dermatitis und ankylosierender Spondylitis.
Die Europäische Kommission ließ den JAK-Hemmer Ende Juli nun auch zur Behandlung erwachsener Patienten mit mittelschwerer bis schwerer aktiver Colitis ulcerosa zu, die auf eine konventionelle Therapie oder ein Biologikum unzureichend angesprochen haben, nicht mehr darauf ansprechen oder diese nicht vertragen. Diese immunvermittelte chronisch-entzündliche Darmerkrankung belastet die Patienten schwer. Therapieziele sind Symptomlinderung und Remission, aber auch eine Mukosa-Heilung.
Die EU-Zulassung stützt sich auf Daten aus den beiden Induktionsstudien U-ACHIEVE und U‐ACCOMPLISH mit fast 1000 Patienten sowie auf eine Erhaltungsstudie mit 451 Patienten. Die Ergebnisse wurden kürzlich im Fachjournal »The Lancet« veröffentlicht. Die Induktionsdosis beträgt 45 mg, während zur Erhaltungstherapie 15 oder 30 mg eingenommen werden. Diese Zulassung stelle für Upadacitinib die fünfte Indikation in der EU dar, meldet der Hersteller AbbVie.
In den drei Phase‐III-Studien erlebten mit dem JAK-Hemmer signifikant mehr Patienten eine klinische Remission (primärer Endpunkt) als mit Placebo. In den Induktionsstudien waren es 26 und 33 Prozent der mit Upadacitinib 45 mg behandelten Patienten in Woche 8 gegenüber 5 und 4 Prozent unter Placebo. In der Erhaltungsstudie waren es 42 und 52 Prozent der mit 15 oder 30 mg Verum behandelten Patienten in Woche 52 gegenüber 12 Prozent unter Placebo. Laut AbbVie erreichten 49 bis 62 Prozent der Patienten in Woche 52 eine Mukosa-Heilung (14 Prozent unter Placebo).
Die Sicherheitsergebnisse entsprachen dem bereits von den anderen Indikationen bekannten Sicherheitsprofil. Die häufigsten Nebenwirkungen (≥ 5 Prozent der Patienten) waren Infektionen der oberen Atemwege, erhöhte Kreatin-Phosphokinase im Blut, Akne, Neutropenie und Hautausschlag. Schwere kardiovaskuläre Ereignisse, thrombotische Ereignisse, maligne Erkrankungen und gastrointestinale Perforationen wurden selten berichtet.
Nur wenige Tage nach der Zulassungserweiterung für Colitis-ulcerosa-Patienten ließ die Europäische Kommission Upadacitinib auch zur oralen Behandlung von Erwachsenen mit aktiver nicht röntgenologischer axialer Spondyloarthritis zu. Die Spondyloarthritis ist eine chronisch-progressive rheumatische Skeletterkrankung, die Gelenkentzündungen verursacht und zu Rückenschmerzen und Steifigkeit führt. Sie kann in zwei Untergruppen unterteilt werden, die klinisch als ankylosierende Spondylitis (AS, früher Morbus Bechterew genannt) und nicht röntgenologische axiale Spondyloarthritis (nr-axSpA) definiert werden.
In der neuen Indikation nehmen die Patienten einmal täglich 15 mg Upadacitinib ein (wie bei rheumatoider Arthritis und Psoriasis-Arthritis). In einer Phase-III-Zulassungsstudie (NCT04169373) erreichten die Patienten unter dem JAK-Hemmer im Vergleich zu Placebo eine klinisch bedeutsame Krankheitskontrolle. 45 Prozent der Patienten mit nr-axSpA erreichten in Woche 14 ein vorab definiertes Ansprechen (23 Prozent unter Placebo), meldet AbbVie.