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Ohne Ressentiments geht's auch

31.03.1997  00:00 Uhr

-Editorial

  Govi-Verlag

Ohne Ressentiments geht's auch

  Gisela Stieve
Stellvertretende Chefredakteurin

Es gibt Beispiele von Arzt-Apotheker-Gesprächskreisen, die einfach funktionieren. Nur werden hier keine Trommelwirbel zu hören sein, sondern hier werden leise, kollegiale Töne angeschlagen. Hier gibt es keine Ressentiments oder Argwohn, daß sich ein Arzt oder Apotheker über die Grenzen seines Berufs und der eigenen Zuständigkeiten hinausbewegt, sondern hier bekennt man sich zu dem gemeinsamen Bemühen um das Wohl des Patienten.

Natürlich ist es wichtig, Maßnahmen wie die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Apothekern und Ärzten auch auf Bundesebene zu installieren, so wie im Mai 1995 in Wiesbaden die ABDA und der Hausärzteverband die Arbeitsgemeinschaft Arzt/Apotheker gegründet haben. Von solchen höflichen Absichtsbekundungen kann aber keine Massenbewegung ausgehen, weil Kooperation und Kollegialität nur an der Basis wachsen können, dort, wo man die tiefsitzenden Ressentiments überwinden kann.

Da gibt es individuelle Initiativen, die in Orten mit 20.000 Einwohnern schon vor Jahren ins Leben gerufen wurden. Das hat Signalwirkung, das spricht sich herum, das ermutigt zur Initiative im eigenen Sprengel.

Wenn eine kleine Idee gut ist, umgesetzt wird und sich bewährt, kann sie auch größere Kreise ziehen. Anfang März haben zum Beispiel alle vier Vorsitzenden und Präsidenten der Heilberufsorganisationen in Westfalen-Lippe zu einem Apotheker-Ärzte-Zirkel ins Haus der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe in Dortmund eingeladen. Gastgeber neben KV-Chef Dr. Ulrich Oesingmann waren der Präsident der Ärztekammer des Landes, Dr. Ingo Flenker, der Vorsitzende des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe, Dr. Horst-Lothar Müller, und Apothekerkammerpräsident Hans-Günter Friese. Hier hat die gute Idee bereits bemerkenswerte Kreise gezogen.

Schade nur, daß sich der Mitbegründer der Arbeitsgemeinschaft Arzt/Apotheker auf Bundesebene, der Vorsitzende des Hausärzteverbandes, Dr. Klaus-Dieter Kossow, doch immer noch zu solchen Äußerungen hinreißen läßt wie kürzlich in Köln. Mit dem Ausdruck des Widerstrebens sagte er vor der Presse: Wir sind gezwungen, mit den Apothekern zu reden und enger zusammenzuarbeiten.

Allen steht das Wasser bis zum Hals. Tendenz steigend. Ich denke nur, daß keiner mit protektionistischen Allüren weiterkommt. Vernünftiger wäre es, Allianzen zu suchen, die alle Partner stärken. Die Apotheker jedenfalls haben Angebote gemacht.

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