Pharmazeutische Zeitung online

Guter Anfang

31.12.2001  00:00 Uhr

Guter Anfang

Die Umstellung auf den Euro hat erstaunlich gut geklappt. Die Angst vor einem Chaos war unberechtigt. Dies zeigen auch die Umfragen der PZ-Redaktion, die Sie im Wirtschaftsteil nachlesen können. Die Verbraucher haben sich nicht selbst unter Druck gesetzt und das Richtige gemacht: die Umstellung auf die neue Währung schnell vollzogen. Das neue Jahr hat also gut begonnen.

Ob damit auch das Ende gut sein wird, insbesondere in der Gesundheitspolitik, bleibt natürlich abzuwarten. Es wäre gut, wenn die Politik und die im Gesundheitswesen Verantwortlichen die gerade eindrucksvoll demonstrierte Vernunft der Verbraucher beziehungsweise der Patienten endlich auch in ihr Kalkül mit einbeziehen würden.

Dieser Wunsch für das Jahr 2002 scheint sich aber nicht zu erfüllen. Denn als sich gerade die deutschen Apothekerinnen und Apotheker auf Silvester einstimmten, schlug die Sonntagszeitung der FAZ am 30. Dezember in die alte Kerbe und verkündete dem deutschen Volk als einseitige, von Kassenfunktionären gesteuerte Neujahrsbotschaft: "Kein Mensch braucht heute noch Apotheken, günstiger wäre es ohne ihr Monopol - für Kranke und für Kassen" (mehr dazu lesen Sie hier).

Ob die dort zitierte, sicher nur virtuell existierende grippekranke Hilde Mayer mit der Bestellung über das Internet wirklich glücklich war, insbesondere weil sie auf das Mittel zwei Tage warten musste und es nicht in ihrer Hausapotheke um die Ecke holen durfte, war für die fidel fabulierende Autorin keine Frage. Hauptsache billiger.

Gerade dieser Artikel spiegelt drastisch wider, wie wenig die Interessen und Bedürfnisse der Bürger bei den Überlegungen für eine große Gesundheitsreform beachtet werden. Wie leicht lassen sich auch renommierte Medien vor den Karren spannen.

Es zeugt nicht von Objektivität, wenn eine sich selbst als unabhängig bezeichnende Tageszeitung das vermeintliche Monopol der Apotheken beklagt und das vorhandene Monopol der Krankenkassen befürwortet. Journalistisch und damit für den Leser fair wäre es gewesen, auch die Apotheken zu Wort kommen zu lassen. Die FAZ beließ es bei der Einseitigkeit.

2002 ist Wahljahr. Im September werden die Wähler über die Bundespolitik der nächsten vier Jahre entscheiden. Dass die Bürger vernünftiger handeln als mancher Politiker und Funktionär glaubt, haben sie in der ersten Januarwoche bei der Währungs-Umstellung bewiesen.

Hier liegt die große Chance für die Leistungserbringer. Denn die Qualität des deutschen Gesundheitssystems wird nicht von den Krankenkassen garantiert, sondern von den Leistungen der Ärzte, Apotheker und der anderen Heilberufe. Der Verbraucher weiß das. Daher muss es das oberste Ziel sein, Verbraucher und Patienten als Verbündete zu gewinnen.

Dass die Ärzte den Konfrontationskurs gegen die Apotheker in Sachen Aut idem überdenken wollen, hat der zweite Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Dr. Leonhard Hansen, in einem Kommentar im Dezemberheft von "Medizin heute" signalisiert. Er kennt die Praxis und weiß, dass viele seiner Kollegen, wie ein Beispiel aus Landau zeigt, in ihren Verordnungen von einem zum anderen Präparat wechseln. Er setzt auf die Vernunft der Patienten und ist der Meinung: "Viele Patienten wissen, dass es auf den Wirkstoff ankommt, nicht auf den Hersteller." Damit lässt sich durchaus eine schlagkräftige Allianz aus Ärzten, Apothekern und Verbrauchern schmieden.

2002 wird kein leichtes Jahr. Aber die Chancen, die Gesundheitspolitik durch Allianzen positiv zu beeinflussen, stehen nicht schlecht. Deshalb kann auch das Ende durchaus gut werden.

Die PZ-Redaktion wünscht Ihnen und Ihrer Familie ein gutes und erfolgreiches Jahr 2002. Wir bedanken uns für die konstruktive Begleitung unserer Arbeit. Auch in diesem Jahr werden wir aktuell und kritisch über gesundheitspolitische Themen berichten und Sie fachlich bei Ihrer täglichen Arbeit in der Apotheke unterstützen.

Dr. Hartmut Morck
Chefredakteur
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