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Kanada: Naloxon-Notfallset verhindert Drogentote

Ein Notfallset, mit dem medizinische Laien bei Bedarf den Opioid-Antagonisten Naloxon applizieren können, verhindert jeden dritten Todesfall infolge einer Opioid-Überdosierung. Das hat sich in der kanadischen Provinz British Columbia gezeigt, wo Take-Home-Naloxon (THN) seit einigen Jahren im großen Stil an Opioid-Abhängige und deren Angehörige verteilt wird.

 

Die westkanadische Provinz hat massiv mit den Folgen der grassierenden Opioid-Abhängigkeit zu kämpfen; im Jahr 2016 hatte insbesondere der Konsum von Fentanyl und anderen stark wirksamen synthetischen Opioiden deutlich zugenommen. In der Folge stieg die Zahl der Drogentoten um ein Vielfaches an, vermutlich weil Konsumenten die Wirksamkeit der Substanzen unterschätzen. Die Ausgabe von THN, die bereits 2012 gestartet war, wurde daraufhin stark ausgeweitet.

 

Das hat sich offenbar gelohnt, wie ein Team um Dr. Michael Irvine von der University of British Columbia in Vancouver jetzt im Fachjournal «The Lancet Public Health» berichtet. Die Autoren errechneten mithilfe eines mathematischen Modells, dass in den Jahren 2012 bis 2016 in British Columbia 298 Todesfälle durch das THN-Programm verhindert wurden. Insgesamt gab es in der Provinz in dieser Zeit 2121 Drogentote, davon 677 aufgrund von Fentanyl-Überdosierung. Allein im Jahr 2016 konnten demnach 226 Opioid-bedingte Todesfälle verhindert werden − 33 Prozent der Fälle in diesem Jahr. Weitere 118 Todesfälle wären vermeidbar gewesen, wenn die Ausgabe der THN-Kits bereits früher hochgefahren worden wäre.

 

Die Applikation von Naloxon durch medizinische Laien ist eine wirksame Methode, um Opioid-bedingte Todesfälle zu verhindern, lautet das Fazit der Autoren. Die Ausgabe entsprechender Kits sollte so früh wie möglich erfolgen, sobald in einer Region ein zunehmender Fentanyl-Konsum bemerkt wird. (am)

 

DOI: 10.1016/S2468-2667(18)30044-6

 

20.04.2018 l PZ

Foto: dpa