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Altersabhängige Makuladegeneration

VEGF-Inhibitoren und Supplemente

23.03.2016  08:53 Uhr

Von Christiane Berg, Hannover / Die altersabhängige Makula­degeneration (AMD) ist in Deutschland die häufigste Ursache für Erblindung. Eine Heilung ist bisher nicht möglich. Mit Medikamenten und Nahrungsergänzungsmitteln kann aber die Progression gestoppt oder verlangsamt werden.

Die AMD als komplexe Störung der Netzhaut im Makulabereich ist in den westlichen Industrienationen die häufigste Ursache für eine erhebliche Minderung der zentralen Sehschärfe im Alter. Circa 2,6 Millionen Menschen weisen eine Frühform auf, circa 1,6 Millionen eine Spätform. »Mit rund 50 Prozent ist die AMD in Deutschland Hauptgrund, Blindengeld zu beziehen«, sagte Privatdozentin Dr. Ursula Müller-Breitenkamp auf der Frühjahrsfortbildung der Apothekerkammern Niedersachsen und Bremen in Hannover. Die Augenärztin aus Bonn betonte, dass Prävalenz und Inzidenz der Augenerkrankung jenseits des 50. Lebensjahres stark ansteigen. Aufgrund der demografischen Entwicklung sei mit einer deutlichen Zunahme zu rechnen.

Kaum Optionen bei trockener AMD

 

»In der Therapie der späten, feuchten Form der AMD sind zwar mehr und mehr Erfolge zu verzeichnen, doch bei der trockenen AMD können wir bislang nicht viel tun«, konstatierte Müller-Breitenkamp. Als wesentliche Entstehungsfaktoren der trockenen AMD gelten oxidative Zellschäden. Daher sei schon früh an einer Verbesserung der Redoxkapazitäten der Zellen durch gezielte Nahrungsergänzung gearbeitet worden. Müller-Breitenkamp zufolge können Menschen mit spezifischen morphologischen Kriterien im Rahmen der frühen AMD von der Einnahme einer hoch dosierten Kombination aus Vitamin C, Vitamin E, Zink, Kupfer und β-Karotin profitieren. Gezeigt hätten dies die Ergebnisse der ARED-1- und -2-Studien mit mehr als 7700 Teil­nehmern.

 

Dreh- und Angelpunkt der feuchten AMD ist ein pathologisches Gefäßwachstum. Um dieses zu verhindern, werden seit einigen Jahren VEGF (Vascular Endothelial Growth Factor)-Inhibitoren eingesetzt. »Erstmals war eine effektive Pharmakotherapie der neovaskulären AMD möglich, mit der sich nicht nur eine Progression der Erkrankung, sondern auch eine Verbesserung der Sehschärfe erzielen lässt«, sagte Müller-Breitenkamp. Die Injektion der Anti-VEGF-Substanzen in den Glaskörper des Auges ermögliche eine hohe Substanz-Konzentration und somit weitgehend selektive Wirkungen am Zielgewebe«.

 

Verschiedene VEGF-Inhibitoren

 

Mit Pegaptanib (Macugen®) als Pegylated-RNA-Aptamer existiere zwar bereits seit 2004 der erste zugelassene Inhibitor mit hoher Bindungsaffinität an VEGF-165. Doch sei in der antiangio­genetischen Therapie der neovaskulären AMD erst 2007 mit der Zulassung von Ranibizumab (Lucentis®) der Durchbruch gelungen. Ranibizumab ist ein anti­genbindendes Fragment eines humanisierten rekombinanten monoklonalen VEGF-Antikörpers, das alle aktiven Isoformen von VEGF-A bindet.

 

Seit 2012 ist mit Aflibercept (Eylea®) ein weiterer effektiver VEGF-Inhibitor auf dem Markt. Es handelt sich um ein rekombinantes Fusionsprotein aus Fragmenten der extrazellulären Domänen von VEGFR-1, VEGFR-2 und dem Fc-Fragment des humanen IgG1, das sich an die aktiven Isoformen von VEGF-A, VEGF-B und PIGF (Placental Growth Factor) heftet. Obwohl Studien zur Wirksamkeit von Bevacizumab (Avastin®) vorliegen, ist dieser VEGF-Antikörper aus der Gruppe der Immunglobuline (IgG1) zur AMD-Therapie bislang nicht zugelassen und wird off Label eingesetzt.

Ob Bevacizumab, Ranibizumab oder Aflibercept: Müller-Breitenkamp betonte, dass gemäß aktueller Studienlage alle drei derzeit zur Verfügung stehen VEGF-Inhibitoren gleich gut wirken. Die Injektionen erfolgen ambulant unter Einhaltung spezifischer Hygienekriterien. Diese sind unter anderem in der 2014 aktualisierten Leitlinie der Deutschen Opthalmologischen Gesellschaft und des Berufsverbands der Augenärzte Deutschlands definiert.

 

Sollte sich nach der initialen Aufsättigung der Wirkstoffe beziehungsweise im Rahmen der Folgetherapie mit dem zunächst eingesetzten Anti-VEGF-Inhibitor kein ausreichender morpho­logischer Effekt erzielen lassen, könne der Wechsel auf ein anderes Anti-VEGF-Medikament erwogen werden. Wenn auch selten, so Müller-Breitenkamp, kann es lokal zu Irritationen, Endophthalmitis (Entzündung der Augen­innenräume), Netzhauteinrissen und -ablösungen oder Katarakten beziehungsweise systemisch zu Kopf- und Gelenkschmerzen oder Nasopharyngitis kommen. Es bestehe ein theoretisches Risiko für thromboembolische Ereignisse wie Schlaganfall und Herzinfarkt.

 

Als innovativen, in Phase III der klinischen Prüfung befindlichen Therapieansatz zur Behandlung der trockenen AMD hob Müller-Breitenkamp die Komplement-Inhibition mit Lampalizumab als erstem Antikörper gegen den Komplementfaktor D hervor. Am weitesten entwickelt sei aber die Anti-PDGF (Platelet-Derived Growth Factor)-Therapie mit Fovista® in Kombination mit Anti-VEGF-Wirkstoffen. In der Erprobung befinden sich darüber hinaus Matrix-Metalloproteinase- und Tyrosin­kinase-Inhibitoren sowie angio­statische Steroide und Chemotherapeutika wie Rapamycin. /

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