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Hydroxylapatit

Zähneputzen mit Zahnschmelz-Ersatz

26.04.2011  13:26 Uhr

Von Annette Mende, Berlin / Löcher in den Zähnen einfach wegputzen zu können, das wünschen sich wohl alle, die schon einmal auf einem Zahnarztstuhl leiden mussten. Eine neuartige Zahncreme verspricht jetzt, genau das möglich zu machen – mit künstlichem Zahnschmelz.

Der Zahnschmelz ist die härteste Substanz im menschlichen Körper. Er besteht zu fast 100 Prozent aus Hydroxylapatit, einem hydroxylierten Calciumphosphatsalz mit der Summenformel Ca5[OH(PO4)3]. Säuren, die von Bakterien produziert oder in Nahrungsmitteln und Getränken enthalten sein können, greifen den Zahnschmelz an und zersetzen ihn zu 5 Ca2+ + 3 PO43– + 2 H2O. Um den Zahnschmelz zu »härten«, also säurestabil zu machen, setzt man schon seit Langem Fluorid-haltige Zahnpasten ein. Durch den Austausch des Hydroxid- gegen ein Fluoridion entsteht dabei auf der Oberfläche des Zahnschmelzes Fluorapatit (Ca5[F(PO4)3]), das mit Säuren nicht reagiert.

Eine neue Zahnpasta zur Karies-Prophylaxe hat die Firma Dr. Wolff mit Biorepair® auf den Markt gebracht. Das darin enthaltene Zinkcarbonat-Hydroxylapatit ist dem natürlichen Zahnschmelz sehr ähnlich und bildet bei regelmäßiger Anwendung eine schützende Schicht aus künstlichem Zahnschmelz auf der Zahnoberfläche. Es kann sogar beginnende Karies-Läsionen wieder auffüllen, wie Professor Dr. Andrej Kielbassa von der Charité bei einer Presseveranstaltung des Herstellers in Berlin berichtete.

 

Kielbassa und Kollegen haben im Labor an Zähnen von Rindern künstlich minimale kariöse Läsionen erzeugt, die Zähne anschließend täglich entweder mit der Hydroxylapatit-haltigen Zahnpasta oder mit einer handelsüblichen Fluorid-Zahnpasta gebürstet und nach zwei beziehungsweise fünf Wochen die Dichte der Zähne an den zuvor verletzten Stellen gemessen. »Mit beiden Zahnpasten ließ sich die Demineralisation des Zahnschmelzes an der Oberfläche aufhalten. Im Gegensatz zur Fluorid-Pasta gelang uns das aber mit Hydroxylapatit auch in tiefergelegenen Zahnschichten, am Boden der Läsionen«, berichtete Kielbassa. Allerdings stellte diese In-vitro-Studie dem Zahnmediziner zufolge ein Best-Case-Szenario dar »ohne Gin-Tonic, Orangensaft, Nutella oder andere schlimme Dinge, denen Zähne normalerweise ausgesetzt sind«. Von dem Einsatz in vivo erwarte er aber ähnlich positive Ergebnisse.

 

Mit dem Einfluss von Hydroxylapatit auf freiliegende Zahnhälse hat sich Professor Dr. Gottfried Schmalz von der Universität Regensburg beschäftigt. Immer mehr Menschen haben Schmalz zufolge heutzutage freiliegende Zahnhälse, bei denen das Zahnbein (Dentin), das normalerweise unter dem Zahnfleisch liegt, durch ein Zurückweichen des Zahnfleischsaums zutage tritt. Das Problem: Dentin ist eine knochenähnliche Substanz, die nicht so viel Hydroxylapatit enthält wie Zahnschmelz und daher auch nicht so hart ist. Liegen die Zahnhälse frei, reagiert der Patient auf heiße, kalte und saure Nahrungsmittel und Getränke mit kurzen, stechenden Schmerzen. Die thermischen oder chemischen Reize werden durch eine Flüssigkeits-Verschiebung in kleinen Kanälchen, die das Dentin durchziehen, an tiefer gelegene sensible Nerven vermittelt. Die Schmerzempfindlichkeit lässt sich senken, indem der Zahnarzt die Dentin-Oberfläche und damit die Öffnungen der Kanälchen mit einem Lack versiegelt. Schmalz und Kollegen fanden in einem In-vitro-Versuch heraus, dass auch tägliches Zähneputzen mit Zinkcarbonat-Hydroxylapatit die Dentin-Kanälchen verschließt.

 

Dass das in vivo zu einer Reduzierung der Schmerzempfindlichkeit führt, zeigte sich in einer Untersuchung von Wissenschaftlern der Universität im italienischen Ancona an 70 Probanden (doi 10.1111/j.1600-051X.2010.01558.x). Biorepair, aber in etwas geringerem Ausmaß auch eine Fluorid-haltige Zahnpasta, reduzierten darin nach vier- beziehungsweise achtwöchiger Behandlung die Empfindlichkeit der Studienteilnehmer auf kalte Luft, eiskaltes Wasser und Berührung. Auch die schmerzreduzierende Wirkung des Fluorids beruht dabei auf einem Verschluss der Dentin-Kanälchen. Er setzt jedoch das Vorhandensein von genügend Speichel voraus, da Fluorid zusammen mit Calciumionen aus dem Speichel als schwerlöslicher Flussspat (CaF2) ausfällt, der die Kanälchen verstopft. / 

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