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Omikron

Inaktivierte Impfstoffe schützen erst mit mRNA-Booster

Impfstoffe auf Basis inaktivierter Viren scheinen nicht das zu halten, was man sich versprochen hat. So sind nach zwei Dosen CoronaVac kaum neutralisierende Antikörper gegen Omikron nachweisbar. Dies scheint sich jedoch durch eine Booster-Impfung mit Comirnaty® korrigieren zu lassen.
Theo Dingermann
21.01.2022  13:30 Uhr

Nach zwei Dosen des Impfstoffs CoronaVac des chinesischen Unternehmens Sinovac sind kaum neutralisierende Antikörper gegen die sich massiv ausbreitende Variante Omikron nachweisbar. Allerdings scheint eine Auffrischungsdosis des Impfstoffs Comirnaty von Biontech/Pfizer nach zwei Dosen CoronaVac einen nachweislichen Schutz gegen die Omikron-Variante zu induzieren, wie zwei Publikationen in »Nature Medicine« jetzt zeigen.

In der ersten Arbeit bestimmten Samuel M.S. Cheng und Kollegen von der University of Hong Kong die Konzentrationen neutralisierender Antikörper (nAB) nach Infektion mit dem SARS-CoV-2 Wildtyp-Virus oder der Omikron-Variante bei Personen, die entweder von Covid-19 genesen waren (30 Teilnehmer; Durchschnittsalter 48,9 Jahre) oder die geimpft waren.

Die geimpften Probanden hatte entweder zwei Dosen Comirnaty (31 Teilnehmer; Durchschnittsalter 51,7 Jahre) oder zwei Dosen CoronaVac (30 Teilnehmer; Durchschnittsalter 52,1 Jahre) erhalten. Im Vergleich zum Wildtyp-Virus waren die Serum-Antikörpertiter gegen die Omikron-Variante drei bis fünf Wochen nach zwei Impfdosis deutlich reduziert.

Als Basis der Bewertung der von ihnen ermittelten nAB-Konzentrationen nutzen die Autoren Ergebnisse aus Vorarbeiten, in denen sie ableiten, dass ein 50-prozentiger Plaque-Reduktionsneutralisationstiter (PRNT50) von ≥25.6 in einem von der Gruppe verwendeten Lebendvirus-Test einem Schwellenwert für einen 50-prozentigen Schutz vor einer Infektion mit dem Wildtyp SARS-CoV-2 entspricht.

Eine Auffrischungsdosis mit Comirnaty führte bei 88 Prozent der Probanden (22 von 25), die zuvor bereits mit Comirnaty geimpft worden waren, und bei 80 Prozent der Probanden (24 von 30), die zuvor CoronaVac erhalten hatten, zu Omikron PRNT50-Titern ≥25,6. Allerdings erreichten nur 3 Prozent der Genesenen (1 von 30) oder derjenigen, die mit drei Dosen CoronaVac geimpften Personen (1 von 30) diesen Schwellenwert.

Daraus schließen die Autoren, dass in Ländern, die in erster Linie mit dem CoronaVac-Impfstoff versorgt wurden (immerhin ein Großteil der Weltbevölkerung), eine Auffrischung mit einem mRNA-Impfstoff dringend geboten ist, um einen Schutz vor Omikron zu gewährleisten. Mit drei Dosen CoronaVac ist dieses Ziel offensichtlich nicht zu erreichen.

Zurückliegende Infektion schützt kaum vor Omikron

In einer zweiten Arbeit untersuchten Dr. Eddy Pérez-Then und Kollegen vom Gesundheitsministerium in Santo Domingo, Dominikanische Republik, und dem Department für Immunbiologie der School of Medicine an der Yale University, die Wirksamkeit eines dreiteiligen Impfschemas, bestehend aus zwei Dosen CoronaVac, gefolgt von einer Auffrischungsimpfung mit Comirnaty mindestens vier Wochen nach Erhalt der zweiten Dosis. Es wurden die nAB-Titer gegen die Delta- und Omikron-Varianten von SARS-CoV-2 bei 101 Teilnehmern (Durchschnittsalter 40,4 Jahre) in der Dominikanischen Republik bestimmt.

Die Teilnehmer, die diese Impfstoffkombination erhielten, wiesen im Vergleich zu den Werten vor der mRNA-Auffrischung deutlich erhöhte Werte an virusspezifischen Antikörpern und an nAB-Titern sowohl gegen den Wildtypstamm als auch gegen die Delta-Variante auf.

Bei denjenigen, die nur zwei Dosen CoronaVac erhalten hatten, waren nABs gegen Omikron nicht nachweisbar. Erhielten diese Probanden jedoch eine Auffrischungsimpfung mit Comirnaty stiegen die nAB-Titer um das 1,4-fache im Vergleich zu denjenigen, die nur zwei Dosen Comirnaty oder Spikevax® von Moderna erhalten hatten.

Trotz dieses Anstiegs waren die nAB-Titer gegen Omikron im Vergleich zu den Werten der Antikörper gegen den Wildtypstamm beziehungsweise die Delta-Variante insgesamt immer noch um das 7,1- beziehungsweise 3,6-fache reduziert.

Eine bemerkenswerte Beobachtung zeigte, dass eine frühere Infektion mit SARS-CoV-2 die Antikörperspiegel gegen Omikron bei den Teilnehmern, die das heterologe Impfschema erhalten hatten, nicht signifikant erhöhte.

Diese Autoren kommen zu dem Schluss, dass nach ihren Ergebnissen noch einmal sehr deutlich wird, dass es sich bei Omikron tatsächlich um eine ausgeprägte Immunflucht-Variante handelt, die eine durch Impfung oder Infektion induzierten Immunität effizient zu unterlaufen vermag. Dies unterstreicht die globale Bedeutung von Auffrischungsimpfungen.

Überraschende Meldungen zum Impfstoff der Firma Valneva

Im Lichte dieser wissenschaftlichen Arbeiten überrascht eine aktuelle Pressemitteilung der Firma Valneva. Darin heißt es, dass Ergebnisse einer ersten Laborstudie andeuten, dass Serumantikörper, die durch drei Dosen des inaktivierten Ganzvirus-Impfstoffs VLA2001 von Valneva gebildet werden, die Omikron-Variante neutralisieren.

Für diese kleine Studie hatte man die Seren von 30 Teilnehmern der Phase 1/2-Studie VLA2001-201 in einem Pseudovirus-Assay eingesetzt, um das Potential zur Neutralisierung des SARS-CoV-2 Wildtyp-Virus  sowie der Delta- und Omikron-Varianten zu bestimmen.

Alle 30 Proben (100 Prozent) wiesen neutralisierende Antikörper gegen die Wildtyp-Variante und gegen die Delta-Variante auf. Bei den Seren von 26 Probanden (87 Prozent) ließen sich auch neutralisierende Antikörper gegen die Omikron-Variante nachweisen. Die Neutralisierungsaktivitäten waren für die Delta-Variante um das 2,7-fache und für die Omikron-Variante um das 16,7-fache im Vergleich zum Wildtyp-Virus reduziert.

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