Impfungen in Apotheken weltweit auf dem Vormarsch |
In dieser kanadischen Apotheke in Vancouver wird gegen Covid-19 geimpft. Kanada gehört zu den Ländern, in denen Impfungen in Apotheken erlaubt sind. / Foto: Imago Images/ZUMA Press
Überall auf der Welt nimmt die Zahl an impfenden Pharmazeuten zu. Seit 2020 dürfen Apotheker hierzulande im Rahmen von Modellprojekten die Spritze gegen Grippe setzen, im Februar 2022 kamen auch die Covid-19-Impfungen dazu. Jetzt sollen zumindest die Grippeimpfungen in Apotheken zudem in die Regelversorgung überführt werden. Das spiegelt auch den globalen Trend wieder, so die neuesten Erkenntnisse des Weltapothekerverbands (FIP). In einem aktuellen Report stellt der Verband neueste Daten zu impfenden Apothekern weltweit vor.
So habe sich die Anzahl der Länder, in denen Apotheken Impfungen anbieten dürfen, erneut erhöht. 2022 haben laut FIP-Untersuchungen 46 Länder eine Form von apothekenbasierten Impfungen geregelt. Dazu gehören entweder Impfungen in Apotheken oder die Möglichkeit, dass geschulte Pharmazeuten impfen dürfen, so eine FIP-Sprecherin auf Nachfrage der PZ.
2020 lag diese Zahl zudem noch bei 36 Ländern und 2016 bei 20 Staaten, in denen entsprechende Regeln in Kraft waren, klärte der FIP nun auf. Um genauer herauszufinden, warum die Impfungen in Apotheken ermöglicht wurden, welche Hindernisse es bei der Einführung dieser pharmazeutischen Dienstleistung gab und wie die Vergütung geregelt ist, verschickte der FIP einen Online-Fragebogen an insgesamt 64 Apothekerverbände in den 46 Ländern. Zwischen Januar und März 2022 beantworteten 43 der Organisationen aus 38 Ländern den Fragebogen. Für die Analyse konnte der FIP schlussendlich die Antworten von 41 Organisationen aus 36 Ländern nutzen.
Von den 36 befragten Ländern ist es in 28 erlaubt, in öffentlichen Apotheken zu impfen: Argentinien, Australien, Belgien, Costa Rica, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Irland, Israel, Italien, Jordanien, Kanada, Libanon, Neuseeland, Norwegen, Philippinen, Polen, Portugal, Saudi-Arabien, Schweden, Schweiz, Sierra Leone, Südafrika und USA.
Der FIP konzentrierte sich in seiner Analyse auf Booster-Impfungen, die immer wieder aufgefrischt werden müssen. Bei der Verimpfung dieser Impfstoffe könnten die Apotheken stärker eingespannt werden, so der Weltapothekerverband. In 16 Ländern dürfen in Apotheken etwa Diphtherie-Tetanus-Pertussis-Impfstoffe (DTP) verabreicht werden, das ist ein Zuwachs von 6 Ländern im Vergleich zu 2020. Dabei dürfen in 11 Ländern Apotheker diese Impfungen selbst durchführen, in zwei Ländern zudem anderes geschultes pharmazeutisches Personal, etwa PTA. Meningokokken-Impfungen dürfen in 16 von 28 Ländern in Apotheken verabreicht werden. In zehn dürfen die Pharmazeuten selbst impfen, in zwei dürfen unter anderem auch PTA impfen.
Und der FIP fragte auch nach den neuen Covid-19-Impfungen: Diese Impfstoffe dürfen aktuell in 23 der 28 Länder in Apotheken verimpft werden. Davon dürfen in 20 Ländern die Apotheker selbst impfen, in acht Ländern zudem unter anderem auch PTA. Außerhalb der öffentlichen Apotheke dürfen geschulte Pharmazeuten bei DTP-Impfstoffen und Meningokokken-Vakzine in zehn Ländern impfen, bei Covid-19 in 16.
Bei der Frage nach der Vergütung für die Impfungen, müssen Patienten bei DTP und Meningokokken oftmals die Impfungen in Apotheken selbst bezahlen. Dies ist in acht Ländern der Fall, während die Vergütung durch Dritte (vor allem durch den Staat) lediglich in fünf, beziehungsweise vier Ländern gesichert ist. Bei Covid-19 ist dies anders. Hier gibt es Honorar-Regelungen mit Dritten, beziehungsweise mit dem Staat, in 19 Ländern. Nur in drei Staaten ist diese Leistung gar nicht bezahlt, in einem Land müssen die Patienten selbst dafür aufkommen.
Der FIP hakte auch nach, warum es in den einzelnen Ländern zu den Apotheken-Impfungen gekommen ist. Der größte Treiber war der Wunsch der Pharmazeuten, Impfungen anzubieten. Auch die Patientennachfrage und der bisher fehlende Zugang zu ausreichenden Impfstellen war hierfür ein wichtiger Grund in vielen Ländern. Auf der anderen Seite wollte der FIP auch herausfinden, welche Herausforderungen bei der Einführung der Apotheken-Impfungen existierten. So gab es beispielsweise mehr Hindernisse hinsichtlich der Meningokokken und Diptherie-Impfungen als bei der Einführung der Covid-19-Impfungen in Apotheken. Das größte Hindernis war dabei ein unangemessenes Honorar der Apotheker oder sogar eine gänzlich fehlende Vergütung für die Impfungen. Zudem gab es in einigen Ländern für die Apotheken-Impfungen nur begrenzte Unterstützung durch die Regierungen oder das Gesundheitssystem. Der ganze FIP-Bericht kann hier eingesehen werden.
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Anmerkung der Redaktion: Der Artikel wurde am 29. April 2022 aktualisiert.
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