Impfpass-Check als neue Dienstleistung möglich |
Jennifer Evans |
02.02.2023 11:00 Uhr |
Für das Autorenteam ist das Potenzial dieser Dienstleistung, die Impfquote insbesondere in der vulnerablen Patientengruppe zu steigern, eindeutig belegt. Zudem besitze das pharmazeutische Personal offensichtlich die Fähigkeiten, um diesen Service erfolgreich durchzuführen, so May und Bauer.
Allerdings zeigten sich im Rahmen des Pilotprojekts auch Probleme bei der praktischen Umsetzung des Impfpass-Checks im Apothekenalltag. Die größte Herausforderung für die Apothekenmitarbeiter war es, die immunsupprimierten Menschen zu identifizieren. Dafür könnten May zufolge verschiedene Gründe verantwortlich sein. Zum Beispiel, dass die betroffene Person in der Offizin bislang nicht persönlich bekannt gewesen war oder nicht in der Kundenkartei geführt wurde. Möglich sei aber auch, dass das eingelöste Rezept keine Rückschlüsse auf eine Immunsuppression zugelassen habe.
Um spezifische Fragen der Kundinnen und Kunden besser beantworten zu können und weitere Hinweise zur Identifizierung immunsupprimierter Menschen vermittelt zu bekommen, schlägt Bauer daher im Falle der Einführung des Impfpass-Checks als pharmazeutische Dienstleistung eine obligatorische Schulung für das pharmazeutische Personal vor.
Gut die Hälfte der Befragten beklagte zudem den zeitlichen Aufwand, den das Angebot mit sich bringt. Laut Umfrageergebnissen hatte die Beratung bei den meisten zwischen sechs und zehn Minuten gedauert.
Die positiven Effekte dieser Dienstleistung lassen sich May zufolge daher besser ausschöpfen, wenn die Apotheken für ihre Beratung Geld bekommen. »Da auf Seiten der Apotheken aus heilberuflicher Sicht ein großes Interesse an der Erbringung qualifizierter Dienstleistungen besteht, gilt es diese mittels einer adäquaten Honorierung auch mit kaufmännischen Belangen in Einklang zu bringen.« Die PZ hatte bereits darüber berichtetet, wie die Apothekenteams selbst die derzeitige Vergütung der pharmazeutischen Dienstleistungen bewerten.
Die Autoren weisen in ihrem Fazit ebenfalls auf die Tragweite des Impfpass-Checks für Immunsupprimierte hin. Allein die Summe der zusätzlichen Impfungen verbessere den Infektionsschutz in der Bevölkerung insgesamt, womit zugleich das Gesundheitssystem entlastet werde. Vor diesem Hintergrund sei zu prüfen, ob der Impfpass-Check samt Beratung als pharmazeutische Dienstleistung etabliert werden könne. »Ein politischer Wille« sollte sich überall dort finden lassen, wo Evidenz für den Versorgungsnutzen sowie ein positives Kosten-Nutzen-Verhältnis existiere, heben May und Bauer hervor.