Ifo-Institut empfiehlt Corona-Taskforce |
Um die Einschränkungen des öffentlichen Lebens aufgrund der Corona-Pandemie langsam wieder zu lockern, hat das Ifo-Institut sechs konkrete Ziele formuliert. / Foto: Adobe Stock/bluedesign
Deutschland debattiert über den schrittweisen Exit aus dem Shutdown, erste Bundesländer lockern die Einschränkungen, Kanzlerin Merkel steht wegen ihrer Kritik an »Öffnungsdiskussionsorgien« medial am Pranger. Und beinahe jede TV-Debatte dreht sich um die Folgen der Coronavirus-Pandemie, so auch bei »Hart aber fair« am Montagabend mit dem Thema »Freiheit nur in kleinen Schritten: Wie schädlich wird die Dauer-Quarantäne?« Einer der fünf Gäste war der Präsident des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung, Professor Clemens Fuest. Er sagte: »Das Herunterfahren aufgrund der Epidemie ist ein Problem, gegen das man nicht anfinanzieren kann.« Eine Rezession sei deswegen unausweichlich.
Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach warnte unterdessen davor, mit den Lockerungsbeschlüssen das Ziel aufzugeben, die Pandemie einzudämmen. »Der Preis kann hoch sein.« Saarlands Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) erklärte: »Auch wenn wir uns eine schnelle Rückkehr zur Normalität herbeisehnen, müssen wir akzeptieren, dass dieses Virus keine Rücksicht auf unsere Bedürfnisse nimmt.« Dass es für den Handel größere Erleichterungen als für Privatpersonen gibt, verneinte Ifo-Präsident Fuest und mahnte: »Wir alle sind darauf angewiesen, dass die Wirtschaft läuft.« Die Frage sei, wie Ansteckungsrisiken beurteilt werden. »Offenbar ist man der Meinung, wenn man einen Laden aufmacht und die Leute halten Abstand, dann ist das vertretbar. Wenn man in einer Fabrik arbeitet, die hochautomatisiert ist (…) und man Masken hat, dann kann man das machen. Ich glaube nicht, dass man das eine gegen das andere ausspielen kann.«
Ähnlich versöhnlich argumentiert das Ifo-Institut in seinen »Empfehlungen für eine flexible, risikoadaptierte Strategie« - einem Papier, das Anfang April erschienen ist und sechs Ziele in den Mittelpunkt stellt: die erneute rasche Ausbreitung des Erregers weitgehend zu unterbinden, sodass gleichzeitig die natürliche Immunität in der Bevölkerung langsam ansteigt; das Gesundheitssystem zu stärken; Gruppen mit hohem Risiko für schwere COVID-19-Erkrankungen zu schützen; soziale und psychische Härten bei der Pandemiebekämpfung so weit wie möglich zu vermeiden; wirtschaftliche Aktivitäten möglich zu machen ohne unnötige gesundheitliche Risiken einzugehen, und schließlich Grundrechtseingriffe auf das erforderliche und angemessene Maß zu beschränken.
Die Autoren, darunter Ökonomen, Ärzte, Medizinethiker, Sozialpsychologen und Juristen, mahnen, dass sich das Virus erneut rasch ausbreiten und eine hohe Zahl schwerer Erkrankungen verursachen könnte, würden die Einschränkungen vollständig aufgehoben. Zudem sei nicht absehbar, wann eine wirksame Schutzimpfung oder eine breit anwendbare Therapie zur Verfügung stehen. Beides werde voraussichtlich nicht vor 2021 der Fall sein – ein Argument, das auch Lauterbach bei »Hart aber fair« in den Ring geworfen hatte. Aber: »Weder dies noch eine ausreichende natürliche Immunität in der Bevölkerung können unter Beibehaltung der gegenwärtigen Restriktionen abgewartet werden«, heißt es weiter. Daher müssten künftige Maßnahmen eine gute gesundheitliche Versorgung sichern, und sich gleichzeitig über die erforderlichen Zeiträume durchhalten lassen.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.