Hochpreiser lassen Großhandelsmarge weiter fallen |
Svea Türschmann |
07.02.2022 15:02 Uhr |
Der Bundesverband des pharmazeutischen Großhandels (Phagro) legt seine Kennzahlen für 2021 vor. / Foto: Phagro
Am heutigen Montag veröffentlichte der Bundesverband des pharmazeutischen Großhandels (Phagro) die Zusammenfassung der Geschäftszahlen seiner Mitgliedsunternehmen für das Jahr 2021. Während der Umfang der durch den Großhandel an Apotheken gelieferten Packungen verschreibungspflichtiger Arzneimittel auch 2021 auf einem festen Niveau von etwa 700 Millionen Packung verbleibt, steigt das Umsatzvolumen seit Jahren kontinuierlich an.
Die positive Umsatzentwicklung finde jedoch keinen Niederschlag in der Ertragssituation des pharmazeutischen Großhandels, meldete der Phagro. Denn die nominelle Großhandelsmarge im Bereich der verschreibungspflichtigen Arzneimittel, welche die Differenz zwischen dem Großhandelseinkaufspreis und -verkaufspreis bezogen auf den Umsatz beschreibt, ist laut Phagro seit dem Inkrafttreten des Arzneimittelneuordnungsgesetzes (AMNOG) von 5,8 auf aktuell 3,99 Prozent gesunken.
Der Grund wird beim Phagro in der erheblichen Zunahme hochpreisiger Arzneimittel gesehen. Obwohl sich der Anteil von Arzneimitteln mit einem Preis von über 1200 Euro seit 2012 fast verdreifacht habe, machen sie nach wie vor weniger als 0,5 Prozent des Gesamtabsatzes aus – gleichzeitig aber inzwischen 35 Prozent des Umsatzes. Insgesamt ist der Umsatz durch sogenannte Hochpreiser seit 2010 um knapp 275 Prozent gestiegen, der Umsatz mit preisgünstigeren Arzneimitteln im gleichen Zeitraum hingegen nur 13 Prozent. Der somit vor allem durch Hochpreiser steigende Gesamtumsatz führt aufgrund der Kappungsgrenze in der Vergütung des Großhandels nach Arzneimittelpreisverordnung (AMPreisV) zu einer sinkenden prozentualen Marge. Für den Großhandel sei diese Entwicklung fatal, so der Großhandelsverband.
Foto: Phagro
Entsprechend des aktuellen Vergütungsmodells von 2012 erhält der pharmazeutische Großhandel pro Arzneimittelpackung einen Höchstzuschlag von 3,15 Prozent auf den Netto-Abgabepreis des pharmazeutischen Unternehmers – gekappt bei 37,80 Euro – sowie einen Festzuschlag von 70 Cent. Für Arzneimittel, die pro Packung teurer sind als 1.200 Euro, erhält der Großhandel also 38,50 Euro pro Packung.
Der Phagro kritisiert, dass so die prozentuale Marge des Großhandels immer niedriger ausfalle, je teurer das Arzneimittel sei, obwohl gerade die hochpreisigen, komplexen Medikamente – etwa kühlkettenpflichtige Präparate – in der Regel höhere Anforderungen an Lagerung und Transport stellten und dafür zusätzliche Investitionen erforderlich seien. »Viele neue regulatorische Auflagen zur Arzneimittelsicherheit oder zum Fälschungsschutz müssen finanziert, zur sicheren Versorgung mit temperaturempfindlichen Arzneimitteln muss in temperaturgeführte Lager- und Transportkapazitäten investiert werden. Dazu steigen die Energie- und Personalkosten«, erklärte der Phagro-Vorsitzende André Blümel.