Hinweis auf Herzschutz durch Statine |
Annette Rößler |
06.01.2021 18:00 Uhr |
Die Kardiotoxizität bestimmter Arzneistoffe ist in der Brustkrebs-Therapie oft ein limitierender Faktor. Ansätze, um das Herz zu schützen, werden daher dringend benötigt. / Foto: Adobe Stock/Adimas
Anthracycline wie das bei Brustkrebs häufig eingesetzte Epirubicin sowie der HER2-Inhibitor Trastuzumab gehören zu den Arzneistoffen, die den Herzmuskel schädigen können. Studien haben Hinweise darauf ergeben, dass die Einnahme eines Statins die Therapie-assoziierte Kardiotoxizität abmildern könnte. Der Mechanismus ist jedoch noch unklar, vermutet wird, dass antioxidative und antiinflammatorische Effekte der Cholesterolsenker dafür verantwortlich sind.
Wie auch immer er zustande kommt – ein gewisser Herzschutz durch Statine scheint tatsächlich vorhanden zu sein. Das bestätigt jetzt eine Studie aus Kanada, die im »Journal of the American Heart Association« erschienen ist. Die Autoren um Professor Dr. Husam Abdel-Qadir von der University of Toronto analysierten darin anhand verschiedener Datenbanken aus Ontario retrospektiv den Verlauf von insgesamt 2112 Frauen, die zwischen 2007 und 2017 aufgrund von Brustkrebs im Frühstadium eine onkologische Therapie erhalten hatten. Erfasst wurde, ob beziehungsweise wie häufig die Patientinnen in den fünf Jahren nach der Therapie aufgrund von Herzschwäche eine Notaufnahme aufsuchten.
Die Autoren konnten insgesamt 1332 mit einem Anthracyclin behandelte Patientinnen im Alter von median 69 Jahren berücksichtigen. Von diesen nahm die Hälfte ein Statin ein. Hinzu kamen 780 Patientinnen im Alter von median 71 Jahren, die mit Trastuzumab behandelt wurden, von denen wiederum die Hälfte ein Statin einnahm. Die Patientinnen der Vergleichsgruppen wurden so ausgewählt, dass sie den Patientinnen in den Statin-Gruppen altersmäßig sowie hinsichtlich verschiedener medizinischer und sozialer Faktoren glichen.
Von den mit einem Anthracyclin, aber keinem Statin behandelten Patientinnen entwickelten in den folgenden fünf Jahren 2,9 Prozent eine behandlungsbedürftige Herzschwäche. Von denjenigen, die auch ein Statin einnahmen, waren dagegen nur 1,2 Prozent und damit 55 Prozent weniger betroffen. Dieser Unterschied war statistisch signifikant. In der mit Trastuzumab behandelten Gruppe betrugen die entsprechenden Prozentsätze 3,7 (ohne Statin) und 2,7 (mit Statin). Die relative Risikoreduktion um 54 Prozent verfehlte hier allerdings die Schwelle der statistischen Signifikanz.
Abdel-Qadir weist darauf hin, dass die Studie keinen Beweis für eine Schutzwirkung der Statine darstellt. Eine Kausalbeziehung herzustellen, ist mit einer retrospektiven Beobachtungsstudie auch gar nicht möglich. Die Arbeit verstärke aber die Evidenz für einen vorteilhaften Effekt der Statine. Frauen mit Brustkrebs, bei denen eine Indikation für eine Statin-Einnahme vorliege, sollten diese idealerweise während der gesamten Chemotherapie fortsetzen. Bestehe keine Indikation für ein Statin, sollten Frauen ihren behandelnden Arzt fragen, ob sie möglicherweise an einer Studie teilnehmen könnten, in der die Wirkung von Statinen auf den Herzmuskel unter einer Chemotherapie untersucht wird.