Heute bleiben die Apotheken zu |
Auch aus der Landespolitik kommt Verständnis. So forderte etwa Hessens Regierungschef Boris Rhein eine Strategie für die sichere Versorgung mit Medikamenten. »Dass Eltern für ihre Kinder in den zurückliegenden Monaten teils nicht einmal mehr den passenden Hustensaft bekommen konnten, hätte ich mir vor ein paar Jahren nicht vorstellen können«, teilte der CDU-Politiker der Deutschen Presse-Agentur mit. »Es geht um das Wohl und um die Gesundheit der Patientinnen und Patienten.«
Trotzdem führe die Bundesregierung keinen Dialog mit den wichtigsten Akteuren. Seit Monaten fordere er Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zu einem Medikamentengipfel auf, ergänzte Rhein. »Bund, Länder, Apotheken und Pharmaindustrie gehören an einen Tisch.« Vor allem die Apotheken überbrücken laut Rhein mit Einsatz, Flexibilität und persönlicher Nähe zu den Patienten die schlimmsten Versorgungsengpässe.
Ihr erheblicher Mehraufwand bei hoher Inflation und teurer Energie müsse angemessen vergütet werden. Dazu habe die Landesregierung die Bundesregierung am 12. Mai gemeinsam mit anderen Ländern im Bundesrat aufgefordert. Doch Lauterbach lehne dies ab. »Ich habe deshalb großes Verständnis für die Stimmung in der Apothekerschaft«, erklärte Rhein.
Im Streit um höhere Honorare und bessere Arbeitsbedingungen stärkt auch Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manfred Lucha den Apotheken den Rücken und fordert ein besseres Angebot des Bundes. »Ich habe Verständnis für die Forderungen der Apothekerinnen und Apotheker und habe diese ebenfalls bereits an den Bund herangetragen«, sagte der Grünen-Politiker am gestrigen Dienstag in Stuttgart. Die Berliner Bestrebungen bei den Vergütungen griffen zu kurz. Das gelte vor allem mit Blick auf den bürokratischen Aufwand für Abrechnungen und Dokumentationen.
Auch Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) setzt sich für eine bessere Vergütung von Apotheken ein. Zum heutigen Protesttag teilte sie mit, noch sei die flächendeckende Versorgung in Brandenburg mit den vorhandenen Apotheken gewährleistet. »Wir brauchen aber heute mehr denn je jede Apotheke im ländlichen Raum.« Damit das so bleibe, setze sich Brandenburg für eine Neugestaltung der Vergütung für Apotheken ein und habe einen Antrag in den Bundesrat eingebracht, hieß es in der Mitteilung des Gesundheitsministeriums am gestrigen Dienstag. Die Zahl der Apotheken in Brandenburg sei von 580 im Jahr 2013 auf derzeit 546 (Stand Juni 2023) gesunken.