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Bilanz nach vier Jahren

Hepatitis-Screening wirkt

Seit 2021 gibt es ein einmaliges, durch die GKV finanziertes Hepatitis-Screening in Deutschland. Eine Fachgesellschaft hat die Zahl der Neudiagnosen seitdem ausgewertet und bewertet das Programm als »großen Erfolg und gesundheitspolitischen Durchbruch«.
PZ
25.07.2025  14:00 Uhr

Seit Oktober 2021 haben alle gesetzlich Krankenversicherten ab 35 Jahren Anspruch auf eine Testung auf Hepatitis-B- und -C-Viren im Rahmen des sogenannten »Check-up 35«. Während diese Vorsorgemaßnahme alle drei Jahre in Anspruch genommen werden kann, wird der Hepatitis-Test dabei nur einmalig durchgeführt.

Die Entscheidung des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), das Hepatitis-B- und -C-Screening in die Gesundheitsuntersuchung aufzunehmen, scheint zielführend, um die bisher unentdeckten Fälle der Erkrankungen zu erkennen; die Ziele der WHO erscheinen erreichbar, heißt es in einer Auswertung der Teilnahmeraten und Zahl der Neudiagnosen, die vergangenen Herbst in der »Zeitschrift für Gastroenterologie« erschienen ist.

Zu dieser Studie nimmt – anlässlich des Welt-Hepatitis-Tags am 28. Juli – die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) Bezug. Demnach wurden allein im Zeitraum vom vierten Quartal 2021 bis zum dritten Quartal 2023 insgesamt rund 5,6 Millionen Versicherte im Rahmen des Check-ups auf Hepatitis B oder C gescreent.

Neudiagnosen stiegen um mehr als 100 Prozent an

»Auf Basis der KBV-Abrechnungsdaten und Vergleichsdaten zur PCR-Positivität für Hepatitis B oder C in einer Vergleichsgruppe kommt die Studie zu dem Schluss, dass in diesem Zeitraum mindestens 17.800 neue Hepatitis-B-Fälle und mehr als 6500 neue Hepatitis-C-Fälle mit aktiver Infektion entdeckt wurden«, fasst die Fachgesellschaft zusammen. Hinzu kämen noch Personen, die außerhalb der Gesundheitsuntersuchung positiv getestet wurden.

Zwischen 2021 und 2023 stieg demnach die Anzahl der Neudiagnose um 160 Prozent an; von 8757 auf 22.795 Fälle. Auch die Zahl der Hepatitis-C-Neudiagnosen stieg deutlich: von 4762 auf 10.508 und damit um 121 Prozent. »Diese Zahlen zeigen: Das Screening wirkt – und es wirkt dort, wo es ansetzen soll – bei Menschen ab 35 Jahren, die sonst lange unerkannt geblieben wären«, so DGVS-Präsident Professor Dr.  Heiner Wedemeyer, Mitautor der Evaluationsstudie. »Durch die Testung konnten viele Tausende unerkannt Infizierte identifiziert und rechtzeitig behandelt werden – ein entscheidender Schritt zur Erreichung der WHO-Ziele zur Eliminierung der Virushepatitiden.«

Hepatitis C in zwei bis drei Monaten heilbar

Infektionen mit Hepatitis-B- oder -C-Viren verursachen häufig zunächst keine oder nur unspezifische Symptome. Daher bleiben sie oft unentdeckt. Langfristig kann es jedoch zu Leberzirrhose und Leberkrebs kommen. Dabei kann – anders als noch vor weniger als 20 Jahren – die Hepatitis C laut DGVS »mit praktisch nebenwirkungsfreien Tabletten innerhalb von 2 bis 3 Monaten bei fast allen Patientinnen und Patienten geheilt werden«.

2011 kamen die HCV-NS3/NS4A-Protease-Hemmer Boceprevir und Telaprevir auf den Markt, 2014 folgte mit Sofosbuvir ein spezifischer Hemmstoff der RNA-abhängigen RNA-Polymerase NS5B. Mit diesen und weiteren antiviralen Mitteln ist Hepatitis mittlerweile heilbar, bei besserer Wirksamkeit und Verträglichkeit gegenüber der vormals üblichen Kombination aus Interferon und Ribavirin. Und bei Hepatitis B stehen laut DGVS hocheffektive, generische Medikamente zur Kontrolle der Infektion zur Verfügung.

Deutschland sei mit dem Hepatitis-Screening auf dem richtigen Weg und sollte ihn weiter ausbauen. Die Teilnahmequoten sollten erhöht werden, insbesondere durch Ansprache sozial benachteiligter Gruppen, die seltener an der Gesundheitsuntersuchung teilnehmen. Zudem hänge der Erfolg des Screenings maßgeblich vom Engagement der Hausärztinnen und Hausärzte ab. »Nur wenn alle Anspruchsberechtigten getestet werden, lässt sich die WHO-Vision einer Welt ohne Hepatitis Realität werden«, so Wedemeyer.

Fachgesellschaft erwartet Sommerwelle bei Hepatitis A

Problematisch kann gerade für diese Gruppen auch Hepatitis A sein. Die Zahl der Hepatitis-A-Fälle sei im ersten Halbjahr 2025 in Deutschland im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund 15  Prozent gestiegen (von 347 auf 397 gemeldete Fälle). Auch andere europäische Länder wie Österreich und Ungarn verzeichneten derzeit Ausbrüche – meist in vulnerablen Gruppen wie wohnungslosen Menschen, Menschen mit Drogengebrauch oder in Gemeinschaftsunterkünften.

»Die natürliche Immunität gegen Hepatitis A ist in Deutschland niedrig. Das Virus verbreitet sich besonders in hygienisch schwierigen Situationen und über kontaminierte Lebensmittel«, erklärt Professor Dr. Birgit Terjung, Mediensprecherin der DGVS. »Wir raten, besonders im Sommer und bei Auslandsreisen auf Impfschutz und Lebensmittelhygiene zu achten.«

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