Haut in anderen Umständen |
In jedem Fall ist es Stephan wichtig, dass Frauen zusätzlich zur frauenärztlichen Betreuung frühzeitig auch mit ihrem Dermatologen die geeignete Behandlung ihrer chronisch entzündlichen Grunderkrankung besprechen. »Da viele Schwangerschaften zu einem ungeplanten Zeitpunkt eintreten und zudem frühestens ab der sechsten oder siebten Woche bemerkt werden, sprechen wir unsere Patientinnen auch proaktiv auf Kinderwunsch und Familienplanung an, um geeignete Medikamente wählen zu können.« Hier sieht sie auch die Apotheken als wichtige Hinweisgeber und Informationsquelle. »Da Apotheker und PTA regelmäßig Kontakt mit chronisch Erkrankten haben, wissen sie oftmals, ob ein Kinderwunsch besteht. Je früher das Thema schwanger werden angesprochen wird – auch vonseiten der Frau –, umso besser. Das gibt die Möglichkeit, Unsicherheiten und Irrtümer zu beseitigen.«
Freilich sollten betroffene Frauen mit Kinderwunsch ihre Therapien nicht ohne ärztliche Rücksprache einfach ändern oder absetzen, weil sie negative Auswirkungen auf ihr Kind befürchten. Auch die Annahme, der Hautzustand bessere sich in der Schwangerschaft von selbst, ist naiv – Interventionsmöglichkeiten für das Apothekenteam. »Bei den heutigen auch schwangerschaftskompatiblen Therapiemöglichkeiten sollte es jeder Frau möglich sein, ihren Kinderwunsch zu verwirklichen. Dabei wünschen wir uns, vor Realisieren des Kinderwunsches eine Kontrolle der Erkrankung zu erreichen und eine niedrige Entzündungsaktivität in das Hautgeschehen zu bringen. Denn aktive Entzündungen im Körper sind für eine Schwangerschaft nicht günstig«, sagt die Expertin.
Bei der Wahl der Medikamente muss also ein bestehender Kinderwunsch berücksichtigt werden. »Wenn dann eine Schwangerschaft eintritt, wird so keine kurzfristige Therapieumstellung erforderlich, die mit Unsicherheiten bezüglich Ansprechen und Verträglichkeit einhergehen würde. Manche Arzneistoffe sind für Frauen im gebärfähigen Alter auch nur bei strikter Empfängnisverhütung zugelassen wie Isotretinoin.« Auch zu berücksichtigen: »Einige Arzneimittel verlieren ihre Wirkung nach längerer Unterbrechung, wie wir es bei dem Biologikum Adalimumab häufiger erleben. Diese Therapieoption ist dann für die Zukunft vergeben«, gibt die Dermatologin zu bedenken.
»Die Basispflege gehört grundsätzlich als gutes Fundament zu einer Therapie dazu und ist der am einfachsten zugängliche und kontrollierbare Weg, eine Hauterkrankung zu beeinflussen«, informiert Dermatologin Stephan. Am besten versorgen Patientinnen zweimal täglich ihre Haut mit den gewohnten Pflegepräparaten – und das auch in schubfreien Intervallen oder während einer eventuellen Systemtherapie. Diese als »Emollients plus« bezeichneten Basistherapeutika sollten immer fettend, hydratisierend und filmbildend sein.
Als Lipidkomponente empfehlen sich Phospholipide, Ceramide oder Ceramid-Derivate, etwa aus Jojoba-, Weizenkeim-, Traubenkern- oder Nachtkerzensamenöl. Sie stärken den Wiederaufbau der epidermalen Hautbarriere. Ceramide fungieren überdies als interzelluläre Kittsubstanzen. Falls nötig, sind sie an die erhöhte Talgproduktion anzupassen. Zusätzlich sollten die Zubereitungen eine gute Portion an Feuchthaltefaktoren enthalten, allen voran Harnstoff, Milchsäure, Glycerol, Pyrrolidoncarbonsäure oder Hyaluronsäure, um die Restfeuchte an epidermalem Wasser in der Haut zurückzuhalten und zu erhöhen. »Eine gute Pflege der Haut wirkt sich auch positiv auf die Milderung von Schwangerschaftsstreifen aus«, stellt die Dermatologin in Aussicht.