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Myasthenia gravis

Gute Daten zu Nipocalimab vorgestellt

Die Myasthenia gravis ist eine seltene Autoimmunerkrankung. In den vergangenen Jahren gab es einige neue Therapieoptionen. Mit Nipocalimab könnte zukünftig eine weitere hinzukommen. Das Wirkprinzip ist nicht neu, die Studiendaten sind aber vielversprechend.
Sven Siebenand
18.07.2024  11:30 Uhr

Schätzungsweise 24.000 Menschen in Deutschland leiden an Myasthenia gravis. Typisch bei dieser Erkrankung ist eine Schwäche und rasche Ermüdbarkeit der Skelettmuskulatur. Meist nehmen die Symptome bei körperlicher Belastung zu und bessern sich in Ruhe wieder. Oft beginnt die Krankheit als okuläre Myasthenia gravis. Erste Symptome sind zum Beispiel hängende Augenlider oder das Sehen von Doppelbildern. Bei etwa 80 Prozent der Betroffenen entwickelt sich die Erkrankung innerhalb von zwei Jahren nach Ausbruch zu einer generalisierten Form (gMG), bei der weitere Muskelgruppen betroffen sind.

Myasthenia gravis ist eine Autoimmunerkrankung, bei der die Übertragung der Signale von den Nerven an die Muskeln gestört ist. Bei den allermeisten Betroffenen sind gegen den Acetylcholin-Rezeptor (AChR) gerichtete Antikörper nachzuweisen. Bei anderen werden wiederum Autoantikörper gegen die muskelspezifische Kinase (MuSK) oder das Lipoprotein-related protein (LRP4) gefunden. Zudem gibt es eine Gruppe von Betroffenen, bei denen keine Autoantikörper nachgewiesen werden können.

Häufig kommen Cholinesterase-Inhibitoren wie Pyridostigmin und Neostigmin, Glucocorticoide sowie Immunsuppressiva wie Azathioprin und Mycophenolatmofetil bei gMG zum Einsatz. Auch Komplementinhibitoren wie Eculizumab, Ravulizumab und Zilucoplan sind bei der Erkrankung zugelassen. Mit Efgartigimod alfa und Rozanolixizumab stehen auf dem deutschen Markt auch zwei gegen den neonatalen Fc-Rezeptor (FcRn) gerichtete Wirkstoffe zur Verfügung. Dieser Rezeptor spielt eine Schlüsselrolle bei der Verlängerung der Halbwertszeit von IgG. Wird er blockiert, wird der Abbau von IgG gefördert, was zu einer Verringerung von IgG, einschließlich pathogener Autoantikörper, führt. Dieses Wirkprinzip trifft auch auf Nipocalimab zu.

Hersteller Johnson & Johnson stellte Anfang der Woche vielversprechende Phase-III-Studienergebnisse mit Nipocalimab im Rahmen einer Online-Pressekonferenz vor. Die Studie Vivacity-MG3 sollte Wirksamkeit und Sicherheit bei erwachsenen gMG-Patienten mit unzureichendem Ansprechen (MG-ADL ≥ 6) auf eine laufende Standardtherapie (SOC) untersuchen. 199 Patienten, von denen 153 Antikörper-positiv waren, wurden in die 24-wöchige randomisierte und placebokontrollierte Doppelblindstudie aufgenommen. Der primäre Endpunkt war die mittlere Veränderung des MG-ADL-Scores gegenüber dem Ausgangswert in den Wochen 22, 23 und 24 bei Antikörper-positiven Patienten. Der Score umfasst acht Kategorien, in denen jeweils 0 Punkte (keine Beeinträchtigung) bis 3 Punkte (starke Beeinträchtigung) vergeben werden, sodass ein maximaler Punktwert von 24 möglich ist.

Das Ergebnis: Bei Teilnehmenden, die Nipocalimab/SOC erhielten (n = 77), war die Verbesserung des MG-ADL-Scores im Vergleich zum Ausgangswert signifikant größer als in der Placebo/SOC-Gruppe (n = 76). Unter Nipocalimab verringerte sich der Score um durchschnittlich 4,70 Punkte, während unter Placebo eine Verringerung von 3,25 Punkten erzielt wurde. Die Gesamtinzidenz von unerwünschten Ereignissen war in beiden Gruppen vergleichbar.

Zulassungsantrag geplant, weitere Einsatzgebiete möglich

Bislang ist Nipocalimab noch nicht zugelassen. Wann ein Zulassungsantrag gestellt wird, wurde bei der Veranstaltung nicht verraten. Man rechne im kommenden Jahr damit. Ebenso wenig gab es eine Auskunft, welche Indikation das Unternehmen genau anstrebt. Die beiden bisher verfügbaren FcRn-Blocker sind als Zusatztherapie für Patienten mit gMG vorgesehen. Darauf wird es wohl auch bei Nipocalimab hinauslaufen. Interessant sind aber die Feinheiten: Efgartigimod alfa wird lediglich bei Patienten mit Anti-AChR-Antikörpern eingesetzt, Rozanolixizumab zusätzlich auch bei Patienten mit Anti-MuSK-Antikörpern. Welche Patientenpopulation es bei Nipocalimab werden soll, bleibt zunächst unbeantwortet.

Während sowohl Efgartigimod alfa als auch Rozanolixizumab in Zyklen verabreicht werden, wird Nipocalimab kontinuierlich verabreicht. In der Studie wurde es alle zwei Wochen intravenös verabreicht.

Auch an einer subkutanen Formulierung von Nipocalimab wird gearbeitet, sodass es hier – wie bei Efgartigimod alfa bereits heute – eines Tages auch eine zweite Darreichungsform geben könnte.

Zukunftsmusik sind ferner weitere denkbare Indikationen von Nipocalimab. Der Antikörper wird zum Beispiel auch bei maternal-fetalen Erkrankungen getestet, die durch mütterlicher Alloantikörper vermittelt werden – Stichwort: hämolytische Erkrankung des Fetus und des Neugeborenen (HDFN).

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