Große Koalition uneins über impfende Apotheker |
In anderen Ländern sind oft auch Apotheker an den Coronavirus-Impfkampagnen beteiligt. In Deutschland hat die Regierungskoalition dazu anscheinend keine einhellige Meinung. / Foto: imago images/Pixsell
Bis zu 150.000 Impfdosen (Erst- und Zweitimpfungen kumulativ) werden laut Robert-Koch-Institut derzeit in Deutschland pro Tag verabreicht, um die Coronavirus-Pandemie unter Kontrolle zu bekommen. Neben den mRNA-Impfstoffen von Moderna und Biontech/Pfizer ist derzeit noch der Vektorimpfstoff von Astra-Zeneca zugelassen. Etwa 4 Prozent der Gesamtbevölkerung wurde bereits einmal geimpft, die Zweitimpfungsquote liegt bei etwa 2 Prozent.
Die meisten Impfdosen werden derzeit in den regionalen Impfzentren verabreicht, außerdem gibt es vielerorts auch mobile Impfteams, die insbesondere Pflegeheimbewohner immunisieren. Und: Auch in Deutschlands rund 2000 Krankenhäusern wird das Klinikpersonal bereits seit Wochen geimpft. Schon bald sollen die ersten Vakzine aber auch im ambulanten Sektor verabreicht werden – die PZ hatte kürzlich über ein Konzept der ABDA und des Phagro berichtet, in dem die genauen Liefer- und Bestellwege der Coronavirus-Impfstoffe in der ambulanten Versorgung aufgezeichnet werden.
Impfende Apotheker spielen in diesem Konzept allerdings keine Rolle. Ob auch in Apotheken gegen das Virus immunisiert werden sollte, ist inzwischen eine politische Frage geworden. Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbands Nordrhein (AVNR), hatte am vergangenen Wochenende beim »Zukunftskongress Apotheke« erstmals signalisiert, dass die Apothekerschaft dafür bereitstehe. Wenn es viel Impfstoff gebe und die Praxen nicht hinterherkommen, wären die Apotheker grundsätzlich bereit, so Preis.
Um Apothekern Impfungen gegen das Coronavirus zu ermöglichen, müsste allerdings der Gesetzgeber tätig werden. Denn bislang dürfen Pharmazeuten lediglich gegen Influenza immunisieren – und das auch nur in begrenzten Modellvorhaben. Die PZ hat sich daher in den Regierungsfraktionen dazu umgehört. Michael Hennrich, Berichterstatter für alle Arzneimittelthemen in der Unionsfraktion, zeigt sich durchaus offen: »Ich würde so etwas nicht von vornherein ausschließen«, so der CDU-Politiker. Mit Blick auf die – auch unter Apothekern – weit verbreitete Skepsis gegenüber impfenden Pharmazeuten sei es richtig, dass Ärzte und Kliniken die ersten Ansprechpartner seien. »Sollte es aber zu personellen Engpässen kommen, wären Apotheker mit ihrer heilkundlichen Kompetenz fachlich und organisatorisch sicher in der Lage hier einen wesentlichen Beitrag zu leisten«, so Hennrich.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.