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Kinderformularium.de

Große Datenbank für kleine Patienten

In der Pädiatrie ist der Off-Label-Einsatz von Arzneimitteln bekanntermaßen an der Tagesordnung. Off Label heißt aber nicht zwangsläufig ohne Evidenz. Beim ADKA-Kongress wurde eine Datenbank vorgestellt, in der entsprechende Informationen gesammelt werden.
Annette Rößler
10.05.2022  07:00 Uhr

Die Datenbankwww.kinderformularium.de ist das Ergebnis eines Projektes an der Kinderklinik Erlangen. Dort nahm Apothekerin Dr. Julia Zahn vor einigen Jahren die unbefriedigende Situation, dass viele Arzneistoffe bei Kindern außerhalb der geltenden Zulassung eingesetzt werden, es aber kein deutsches Standardwerk als Grundlage für die Dosierung gab, zum Anlass für eine umfassende Literaturrecherche. »Wichtige Datenquellen aus dem Ausland waren etwa das British National Formulary for Children, Lexicomp Pediatric & Neonatal Dosage Handbook, SwissPedDose und das Kinderformularium.nl«, berichtete Zahn.

Insbesondere die niederländische Datenbank diente als Vorbild für das deutsche Kinderformularium.de, das mittlerweile auch dank einer Förderung durch das Bundesgesundheitsministerium als frei zugängliche Informationsquelle von Ärzten und (Krankenhaus-)Apothekern genutzt werden kann. Sie enthält mehr als 500 Wirkstoffmonographien mit Angaben unter anderem zum Zulassungsstatus, zur Dosierung (auch bei eingeschränkter Nierenfunktion), Neben- und Wechselwirkungen sowie ähnlichen Arzneimitteln. Handelt es sich um einen Off-Label-Einsatz in der entsprechenden Altersgruppe, ist das gekennzeichnet. Die Literatur – neben den Fachinformationen auch Originalartikel und Leitlinien – ist jeweils verlinkt.

Auch wenn sie sich mit einer Arzneimittelanwendung bei einem Kind außerhalb der Zulassung bewegen, könnten Angehörige der Heilberufe, die das Kinderformularium.de nutzen, sich somit sicher sein, dass sie das auf Basis der besten verfügbaren Evidenz tun, so Zahn. Denn die Dosisempfehlungen seien aufwendig recherchiert und überprüft. Vor der Veröffentlichung in der Datenbank stehe zunächst die Literaturrecherche und dann eine Bewertung sowie schließlich die Freigabe durch ein unabhängiges Editorial Board bestehend aus internationalen Experten. Damit die Monographien keine veralteten Informationen enthielten, würden sie regelmäßig überarbeitet.

Angaben zum Zulassungsstatus der einzelnen Fertigpräparate sind länderspezifisch, aber das Gros der Daten ist allgemeingültig. Daher können durch die enge Zusammenarbeit mit den Betreibern von kinderformularium.nl Synergien genutzt werden. Mittlerweile sind auch die norwegische Website www.koble.info und die österreichische www.kindermedika.at Teil der Kooperation.

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