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Niedersächsischer Apothekertag

Glaeske für mehr »kognitive Pharmazie«

»Als Beratungszentrum für immer erklärungsbedürftigere Arzneimittel ist die Apotheke unverzichtbar. Hier liegt ihre institutionelle Stärke. Hier muss sie sich aber auch in der Realität profilieren«: Das unterstrich Professor Dr. Gerd Glaeske vom Socium Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik der Universität Bremen beim 10. Niedersächsischen Apothekertag am 9. und 10. März in Hannover.
Christiane Berg
12.03.2019  15:02 Uhr

Glaeske plädierte für eine Stärkung der »kognitiven Pharmazie« mit mehr Medikationsmanagement und pharmazeutischer Betreuung zur Optimierung des therapeutischen Outcomes und Verbesserung der Lebensqualität der Patienten. Er betonte, dass sich der Blick der Apotheker im höheren Maße als bislang weg vom Objekt »Arzneimittel« hin zum Subjekt »Arzneimittelanwender« richten muss. »Schon heute und erst recht morgen« müssten die Folgen des demografischen Wandels mit der Zunahme von Polymorbidität und Polymedikation sowie von unerwünschten Arzneimittel-Wirkungen und Polyinteraktionen im Fokus der Apotheke stehen.

Auch der wachsende Biosimilar-Markt verlange neue und aktuelle Beratungskompetenzen zur Austauschbarkeit dieser Wirkstoffe. Gentechnologisch oder biologisch hergestellte Arzneimitteltherapien zur Behandlung von Krebserkrankungen, multipler Sklerose, rheumatoider Arthritis oder auch Psoriasis würden immer differenzierter und spezifischer: Die Beratung der Apotheker sei umso mehr gefragt.

Werden derzeit bereits circa 60 bis 65 Prozent aller verordneten Arzneimittel über Rabattverträge »eingekauft«, so mutiere der Rx-Sektor zu einem Markt, dessen monetäre Konditionen und Angebotsstrukturen zu einem Großteil durch die GKV bestimmt werden. Dadurch werde die Rolle des Apothekers als »Einkäufer« zugunsten des beratenden Heilberuflers entlastet. Glaeske sprach von der wichtigen Aufwertung eines zentralen pharmazeutischen Professionsmerkmals.

Bei OTC die Spreu vom Weizen trennen

»Die Apotheke ist unverzichtbar«: Könne und müsse sich der Apotheker als Wissensmanager mit sozialer Verantwortung und als Garant für mehr AMTS etablieren, so müsse er sich dabei auch die standeseigene Evaluation viel verkaufter, jedoch oft problematischer OTC-Produkte auf die Fahnen schreiben.

»Rund 30 Prozent der gängigen OTC-Präparate sind hinsichtlich ihrer Zusammensetzung und ihres Nutzennachweises als dubios und zweifelhaft einzustufen«, warnte Glaeske, der selbst Pharmazeut ist.

»Apotheken sind keine Verteilungsstellen für jeden Unsinn der Pharmafirmen. Sie sind keine Dependencen und Zielorte der Werbung für unseriöse Produkte. Wir müssen die Desinformationen der Industrie durch anständige Informationen ersetzen und deutlich machen, dass wir uns und die Patienten nicht für blöd verkaufen lassen. Wir müssen Stellung beziehen«, bemerkte er.

Evidenzbasierte Pharmazie bedeute, dass Apotheker sich mit Blick gerade auf den OTC-Markt quasi als Filter zwischen der Industrie und dem Patienten etablieren. »Ohne Apotheke geht es nicht. Sie muss aber die Arzneimittel-Spreu vom -Weizen trennen.« Dies gelte nicht nur für Rx- und OTC-Präparate, sondern auch für Medizinprodukte und Nahrungsergänzungsmittel.

Glaeske betonte abschließend, dass das Apothekenwesen keinen monetär, sondern qualitätsorientierten Wettbewerb braucht, wobei die Inhalte der gesellschaftlich notwendigen Gesundheitsangebote und Dienstleistungen in enger Kooperationen aller Disziplinen und Heilberufe definiert werden müssten. Die Zukunft gehöre dem Professionenmix und der vernetzten Versorgung. Dabei müsse sich die Apotheke als Exzellenz- und Arzneimittelinformationszentrum mit klaren Alleinstellungsmerkmalen etablieren, das durch leistungsgerechte Funktions- und Beratungspauschalen honoriert wird.

Einmal mehr verwies Glaeske auch in Hannover auf die Tatsache, dass die Zugangs- und Verteilungsgerechtigkeit in der Medizin zunehmend vom sozialen und wirtschaftlichen Status und der Durchsetzungsfähigkeit des Einzelnen abhängt. »Das kann nicht sein. Als Anwälte der Patienten müssen wir Antworten auf die Fragen unserer Zeit finden und diese lautstark artikulieren.«

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