Gesundheitsportale geben Nutzerdaten weiter |
Wer sich im Internet über psychische Erkrankungen informiert, muss wissen, dass seine Daten häufig auch an Dritte weitergegeben werden. / Foto: AdobeStock/Zaripov Andrei
In der jüngsten PI-Studie analysierten die Autoren 136 Online-Gesundheitsportale in Deutschland, Frankreich und Großbritannien. Dabei fanden sie heraus, dass 98 Prozent der Gesundheits-Webseiten mit Informationen zu Depressionen Elemente von Drittanbietern enthalten, beispielsweise in Form von Cookies. Teilweise wurden diese Cookies bereits platziert, bevor Benutzer ihre Zustimmung erteilen oder verweigern konnten. 76 Prozent der Webseiten enthielten Tracker von Drittanbietern, mit denen Profile von Nutzern erstellt werden können. Ganz vorne mit dabei waren laut PI die Tracker von Google, Amazon und Facebook.
Durch die Nutzung von Gesundheitsportalen würden so laut PI sensible Daten über die psychische Gesundheit gesammelt, ohne dass der Nutzer davon wisse oder einwilligt habe. In einem Fall konnte nachgewiesen werden, dass sogar Antworten aus Tests zu Depressionen weitergegeben wurden. Frederike Kaltheuner, Leiterin der Abteilung Datenmissbrauch bei PI, kritisiert dieses Vorgehen. Auch wenn personalisierte Werbung zunächst ungefährlich klinge, sei das »Ökosystem der Werbevermarkter« so intransparent, dass nicht klar sei, in welche Hände die Daten gelangten. »Wenn jemand weiß, wer depressiv ist, kann das gegen einen verwendet werden«, sagte sie dem Norddeutschen Rundfunk (NDR). Die Studienergebnisse werfen Kaltheuner zufolge die Frage auf, ob die Richtlinien zu europäischen Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) eingehalten werden.
Auch die Depression-Themenseiten der Apotheken-Umschau wurden in der Studie untersucht und beanstandet. Als Reaktion auf die Ergebnisse hat der Wort und Bild Verlag nach eigenen Angaben bereits vor einigen Tagen die Werbung auf der Umschau-Webseite vorerst abgeschaltet und damit auch mögliche Werbetracking-Tools. Der Verlag wolle die Datenschutz-Konformität seines Internetauftritts prüfen und künftig ein verbessertes und differenzierteres Abfragesystem einsetzen, in welche Form der Datennutzung ein Nutzer einwilligen möchte, teilte der Verlag mit.