Generika auf dem Vormarsch |
Generika sind für die Krankenkassen deutlich günstiger als patentgeschützte Arzneimittel. Fast 80 Prozent machen Generika an den verordneten Arzneimittel im Jahr 2019 aus. / Foto: Fotolia/Robert Kneschke
In der Patientenversorgung liegen Generika im Trend. Ihr Anteil an der Arzneimittelversorgung der gesetzlich Krankenversicherten ist in den letzten zehn Jahren stetig gewachsen, im Jahr 2009 lag dieser noch bei rund 67 Prozent. Im Jahr 2019 waren 78,7 Prozent der Tagestherapiedosen bei den verschreibungspflichtigen Medikamenten Nachahmerpräparate. Dies entspricht 35 Milliarden von den insgesamt 44,5 Milliarden benötigten Tagesdosen, für die die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) aufkommt. Dies belegt die aktuelle Publikation »Generika in Zahlen« des Verbands Pro Generika.
Zwischen der Anzahl verordneter Arzneimittel und der Gesamtkosten entwickelte sich aber eine hohe Differenz. Der Anteil der Generika an den Arzneimittelausgaben der GKV nach Abzug der Rabatte machte 2019 nur knapp 9 Prozent aus. Im Jahr 2009 lagen die Kosten noch bei fast 16 Prozent. Im Schnitt bezahlten die Kassen 2019 für jede Generika-Tagesdosis nach Abzug der Rabatte aus den Rabattverträgen nur noch 6 Cent, vor dem Abzug waren es 17 Cent. Im Vergleich kosteten die patentgeschützten, ausschließlich chemischen Präparate erheblich mehr, vor Abzug der Rabatte beliefen sich die Kosten hier auf 4,18 Euro pro Tagestherapiedosis. Die Kosten der geschützten Medikamente nach Abzug der Rabatte sind in der Publikation nicht angegeben.
Dabei hielt sich der Herstellerpreis von 17 Cent pro Generika-Dosis über die letzten zehn Jahre relativ stabil und schwankte lediglich zwischen 15 und 17 Cent. Durch die Rabattverträge zahlte die GKV aber immer weniger, 2009 noch 15 Cent pro Dosis und seit 2016 nur noch 6 Cent. Die gesetzlichen Krankenkassen konnten demnach durch die Rabattverträge letztes Jahr 4,9 Milliarden Euro von insgesamt 28,4 Milliarden Euro Kosten einsparen.
Zudem kommt die Publikation »Generika in Zahlen« zum Ergebnis, dass nur wenige Unternehmen den Löwenanteil der Versorgung bei wichtigen Wirkstoffen, beispielsweise bei Schmerzmitteln wie Ibuprofen oder Metamizol, sicherstellen. Diesbezüglich äußerte sich Pro-Generika Geschäftsführer Bork Bretthauer: »Unsere Unternehmen sind die tragende Säule des Gesundheitssystems, denn sie machen die Arzneimittelversorgung bezahlbar«. Diese Säule drohe nun zu wackeln und mit Blick auf die steigende Zahl der Lieferengpässe offenbare sich, dass der Kostendruck zu Marktverengung und fragilen Lieferketten führt, so Bretthauer. Er fordert: »In Zeiten von Covid-19 müssen wir begreifen: Stabile Versorgung braucht nicht nur Effizienz. Sie braucht auch Resilienz. Und die muss uns auch etwas wert sein.«
Konkret fordert der Verband, dass es keine Rabattverträge für versorgungskritische Wirkstoffe geben darf, dies solle besonders für Antibiotika oder Krebsmedikamenten gelten. Darüber hinaus pocht Pro Generika darauf, dass in jedem Rabattvertrag mehr als ein Unternehmen eingebunden sein muss. Lieferausfälle und -engpässe sollen so in Zukunft vermieden werden. Insgesamt setzt sich der Verband für eine stabile und europäische Produktion von Arzneimitteln ein.
Die Publikation »Generika in Zahlen« legt Daten und Fakten vor, die das System der Arzneimittelversorgung und insbesondere die Rolle der Generika-Industrie aufzeigen. Der herausgebende Verband Pro Generika vertritt die Interessen der Generika- und Biosimilarunternehmen in Deutschland.