Gemeinsamer Kampf gegen Arzneimittel-Engpässe |
Jennifer Evans |
05.07.2019 14:00 Uhr |
Gut vernetzt ist halb gewonnen: Wenn Behörden europaweit an einem Strang ziehen, können Versorgungsprobleme verringert werden. / Foto: Fotolia/ Foto-Ruhrgebiet
Die Arbeitsgruppe war ins Leben gerufen worden, um Probleme bei der Arzneimittelversorgung systematisch anzugehen. Ihr gehören unter anderem Vertreter der EMA und der nationalen Zulassungsbehörden an, die in der Heads of Medicines Agencies (HMA) zusammengeschlossen sind. Die Arbeitsgruppe sollte Strategien entwickeln und koordinieren, um eine drohende Knappheit von Medikamenten schon frühzeitig zu identifizieren und ihr entgegenzuwirken.
Einen Schwerpunkt stellte nach Angaben der EMA zudem das Thema Kommunikation dar, sprich wie die nationalen Behörden die Öffentlichkeit über mögliche Probleme bei der Arzneimittelversorgung angemessen informieren. Zwei am Donnerstag veröffentlichte Dokumente sollen nun den Grundstein für eine »bessere und abgestimmte europaweite Herangehensweise« bilden, indem Experten aus allen EU-Mitgliedstaaten enger zusammenarbeiten.
Zentral war demnach, sich zunächst auf eine gemeinsame Definition verschiedener Schweregrade von Versorgungsengpässen zu einigen, um etwa mit Blick auf Meldepflichten dieselbe Basis zu haben. Grundsätzlich bezieht sich die Definition gleichermaßen auf verschreibungspflichtige und nicht verschreibungspflichtige Präparate, deren Mangel den Versorgungsbedarf auf nationaler Ebene nicht mehr deckt oder von denen sich abzeichnet, dass die Knappheit mehrere EU-Mitgliedstaaten betrifft und in Zukunft betreffen wird.
Die Leitlinie gibt der pharmazeutischen Industrie Hinweise, wie sie Verfügbarkeitsprobleme leichter erkennen und diese Informationen frühzeitig und korrekt weitergeben kann. Aufgeschlüsselt wird beispielsweise, welche Behörde für welche Fälle verantwortlich ist. Und auch eine entsprechende Vorlage, wie eine Meldung aussehen sollte, ist integriert. Die Pilotphase für das nun erarbeitete Vorgehen soll im letzten Quartal 2019 starten.
Tipps und Beispiele, wer bei Engpässen in welcher Form mit wem kommunizieren sollte, sind Inhalt des zweiten Dokuments. Dabei geht es nicht nur darum, der Bevölkerung mögliche Versorgungsprobleme zu vermitteln, sondern auch den Patienten und Vertretern der verschiedenen Gesundheitsberufe. Insbesondere Letztere seien darauf angewiesen, zeitnah verlässliche Informationen zu erhalten, um eine kontinuierliche Versorgung sicherzustellen, heißt es in der Richtschnur. Die Empfehlungen hierzu hatte die Arbeitsgruppe aus eigenen Umfragen in den EU-Mitgliedstaaten abgeleitet.
Wichtig für die Zukunft ist demnach, dass Informationen verständlich verbreitet werden und insbesondere bei betroffenen Patienten keine Ängste schüren. Dazu muss angemessen über die weitere Vorgehensweise bei Engpässen, die Lagerbildung von Medikamenten sowie mögliche Alternativen zu den benötigten Arzneimitteln berichtet werden. Wichtig sei bei Versorgungsproblemen zudem eine transparente und EU-weit einheitliche Kommunikation, um langfristig das Vertrauen in die Behörden zu erhalten oder sogar zu stärken, heißt es in dem Dokument.