Gematik: Apotheken bis Ende Juni E-Rezept-ready |
Außerdem stellte Diener bezüglich der Corona-Sondereffekte weitere konkrete Zahlen vor. Er sagte, diese Effekte seien nur temporär zu beobachten. Zudem betonte er, dass die Corona-Quote bei Apotheken mit einem niedrigeren Betriebsergebnis tendenziell höher war. Das bedeutet, dass für Apotheken mit weniger Umsatz die Corona-Einnahmen deutlicher zu Buche schlugen, als dies bei größeren Apotheken der Fall war. Gerade in Mecklenburg-Vorpommern sei außerdem jede 6. Apotheke bezüglich der Umsatzrendite (Anteil des Betriebsergebnisses am Nettoumsatz) in einem betriebswirtschaftlich kritischen Bereich. Bei 16,4 Prozent der Apotheken im Nordosten Deutschlands liege demnach das Betriebsergebnis bei weniger als 4 Prozent des Nettoumsatzes, damit hätten sie »kaum Wasser unterm Kiel«.
Trotz Corona-Effekten schließen weiterhin viele Apotheken, in Mecklenburg-Vorpommern sind es jährlich etwa ein Prozent, klärte Diener weiter auf. Damit ist die Situation in Mecklenburg-Vorpommern allerdings etwas besser als im Vergleich zum Bundesdurchschnitt, dort waren es 2021 etwa 1,6 Prozent aller Apotheken, die schließen mussten.
Die Apotheken spüren dabei auch die derzeit hohe Inflationsrate. Schon vergangenes Jahr lag die apothekenspezifische Inflationsrate in Mecklenburg-Vorpommern bei 7,6 Prozent. Diese Rate kann monatlich im internen Bereich der Treuhand eingesehen werden, erläuterte Diener. Sie gibt Aufschluss darüber, inwiefern Apotheken von der aktuellen Inflation betroffen sind. Auch die Arbeit wird aufgrund des Personalmangels knapper, was sich wird auf die Leistungen auswirkt. Insgesamt sei für dieses und nächstes Jahr bezüglich dieser Faktoren eine Personalkostensteigerung von 10 Prozent zu erwarten, prognostizierte Diener.
Auch ABDA-Vizepräsident Mathias Arnold war beim Wirtschaftsseminar in Rostock zu Gast. Er betonte, auf die Apotheken wirke gerade viel Druck ein, nicht nur von Seiten der Politik etwa mit möglichen Spargesetzen. Auch weitere Wettbewerber und Marktteilnehmer wie Versandapotheken oder Lieferdienste setzen die Apotheken derzeit stark unter Druck, betonte Arnold. Deshalb sei es um so wichtiger, dass die Apotheker weiterhin bei ihren Kunden punkten. Und das gehe laut Arnold vor allem mit Vertrauen. »Vertrauen durch Nähe« sei das Motto, das sich die Apotheker verstärkt auf die Fahne schreiben müssten.
Gerade Fachwissen sei etwa auch durch das Internet schnell anzueignen und auch in logistischen Fragen könnten sicher auch andere gute Arbeit leisten. Apotheken müssten daher vor allem mit Empathie, Individualität und Nähe gegenüber ihren Kunden punkten, so Arnold. Wichtig sei etwa, ein Erlebnis in der Apotheke zu schaffen, in dem die Apotheker etwas über das Medikament erzählen sowie dessen entsprechende Bedeutung für die Patienten in ihrer jeweiligen Lebenssituation. Auch die Verknüpfung zwischen Online- und Offline-Angeboten sei wichtig, damit die Apotheke überall gut erreichbar sei. Aber auch über weitere Angebote wie Wellness oder Dienstleistungen können sich die Apotheke profilieren. »Wir müssen optimistisch in die Zukunft gehen und das angehen«, betonte Arnold.