Gelbes »Impfbuch für alle« soll Zweifler überzeugen |
Cornelia Dölger |
09.07.2021 16:00 Uhr |
Dabei sorgte dem Vernehmen nach insbesondere die Art und Weise der Bestellung anfangs für Irritationen. Um das »Impfbuch für alle« tatsächlich allen zugänglich zu machen, setzte das Bundesgesundheitsministerium – neben dem digitalen Angebot – von vornherein auf die Mithilfe der Apotheken. Über ihre Rolle bei der Verteilung wurden die Mitarbeitenden aber offenbar nicht ausreichend informiert, denn einige wunderten sich angeblich, als sie ab Anfang Juni Telefonanrufe mit Angeboten erhielten, ein Impf-Aufklärungsbuch von Eckart von Hirschhausen kostenlos bestellen zu können. Für Aufklärung sorgten dann die Landesapothekerverbände. Etwa schrieb der Verband Nordrhein gleich zwei Mal an seine Mitglieder, dass es sich bei den Telefonanrufen um eine mit dem Bundesgesundheitsministerium abgestimmte Aktion handele und insofern alles mit rechten Dingen zugehe. Ebenso verfuhr der Brandenburger Apothekerverband nach »einzelnen Anrufen von verunsicherten Mitgliedern«, teilte er mit. Auch der Verband Baden-Württemberg klärte seine Mitglieder gleich zu Beginn der Aktion auf, wie es auf PZ-Anfrage hieß.
Und dennoch bleibt ein Nachgeschmack, der aber weniger mit dem Bestellprozedere für das Impfbuch, sondern eher mit der tragenden Rolle zu tun hat, die der Kabarettist Von Hirschhausen dabei spielt. Dieser hatte sich zu Anfang des Jahres keine Freunde unter den Apothekern gemacht, als er in einer Talkshow kritisierte, dass diese sich an der politisch organisierten Verteilaktion von FFP2-Masken »gesundgestoßen« hätten. So zumindest zitierte es Anfang Juni der Chef der schleswig-holsteinischen Apothekerkammer, Kai Christiansen, in einem Brief an den Kabarettisten, der auch Thema bei der Kammerversammlung Mitte Juni war und der PZ vorliegt. Darin weist Christiansen die Kritik entschieden zurück. Nicht nur hätten die Apotheken ein erhebliches finanzielles Risiko bei der Maskenbestellung eingehen und während der Verteilaktion unzählige Überstunden mit ihren Teams leisten müssen. In einer solchen Dienstleistung stecke darüber hinaus ein enormer betriebswirtschaftlicher Aufwand. »Diesen in einer öffentlichen Fernsehdebatte unerwähnt zu lassen, schürt Neid und Missgunst«, schrieb der Kammerpräsident.
Dass sich das Bundesgesundheitsministerium und mithin auch Von Hirschhausen nun bei der Verteilung des Impfbuchs erneut auf die »flächendeckende Struktur der Vor-Ort-Apotheken verlassen« wolle, sei dabei zugleich erfreulich und überraschend, so Christiansen in dem Brief. Dem pflichtet AVNR-Chef Thomas Preis auf Nachfrage bei – allerdings betont er, dass sich unter den Apothekerinnen und Apothekern genügend eigene Impfexperten finden ließen. Auf diese könne beim nächsten Aufklärungsbuch gerne zurückgegriffen werden.
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