Gefäßkrämpfe bei Kälte |
Eine kausale Therapie gibt es nicht. »Essenziell ist eine gute Expositionsprophylaxe«, sagt Fahrig. Da es in Ländern wie Deutschland nicht möglich ist, Kälte im Freien komplett zu meiden, sollten im Winter dicke Handschuhe selbstverständlich sein. Dabei eignen sich Fäustlinge, in denen sich die Finger gegenseitig wärmen können, besser als Fingerhandschuhe. »Handschuhe sollte man bereits im Haus anziehen«, rät der Experte. »Sind die Hände draußen erst einmal kalt geworden, ist es zu spät.« Das Apothekenteam kann den Tipp geben, nach speziellen Accessoires wie beheizbaren Handschuhen beim Motorradausstatter zu suchen. Für unterwegs empfiehlt Fahrig Handwärmer.
Die Symptome lassen sich auch medikamentös lindern. Mittel der Wahl vor allem zur Behandlung der primären Form sind Calciumantagonisten vom Dihydropyridin-Typ. Ärzte können beispielsweise Nifedipin oder Amlodipin verschreiben. Ein Problem dieser Therapie erläutert Fahrig: »Viele Betroffene sind junge Frauen, die an Hypotonie leiden. Für sie sind die Blutdrucksenker in der Regel kontraindiziert. Es drohen sonst Schwindel und Ohnmachtsanfälle, weil der Blutdruck zu weit abgesenkt ist.« Eine weitere Option sind topische Nitrate. Die Externa wirken durchblutungsfördernd. »Gele mit Nitroglycerin kühlen allerdings beim Verdunsten die Haut ab. Daher empfinden viele Patienten diese Topika als wenig effektiv.«
Da auch Stress ein möglicher Auslöser ist, können den Patienten Entspannungsübungen wie autogenes Training oder Qigong helfen. Das Apothekenteam sollte die Betroffenen darauf hinweisen, dass Rauchen die Durchblutung verschlechtert und die Beschwerden verstärkt. Ein Rauchstopp kann daher lindernd wirken. Apotheker können auch ein spezielles Fingertraining mit Griptrainern empfehlen, das die Muskeln kräftigt und die Durchblutung verbessert. Von Ausdauersport wie Joggen oder Radfahren sollten Betroffene indes eher absehen. Er verstärkt oft die Beschwerden und viele Patienten erfahren gerade während des Trainings oder danach Anfälle, da die nicht benötigten Körperteile weniger durchblutet werden.
Es ist wichtig zu wissen, dass nicht jeder, der oft kalte Hände oder Füße hat, am Raynaud-Syndrom leidet. Bei kalten Gliedmaßen ist meistens ein niedriger Blutdruck die Ursache, seltener stecken ernste Erkrankungen wie eine Herzschwäche dahinter. Zudem sollten sich Betroffene durch die oft gefährlich aussehenden Verfärbungen nicht erschrecken lassen. Fahrig beruhigt: »Mit der an sich harmlosen Krankheit lässt sich gut leben. Patienten sollten sie allerdings bei ihrer Lebensplanung berücksichtigen. Ein Umzug in den hohen Norden ist für sie ebenso wenig geeignet wie ein Job in kalter oder feuchter Umgebung, etwa im Kühlhaus.«