Gallensäuretransporter wird gehemmt |
Annette Rößler |
02.02.2023 07:00 Uhr |
Angesichts des Wirkmechanismus überrascht es nicht, dass die häufigsten Nebenwirkungen von Maralixibat Durchfall (36 Prozent der Behandelten) und Bauchschmerzen (29,1 Prozent) sind. Bei Durchfall sind die Patienten auf eine mögliche Dehydratation zu überwachen und entsprechend zu behandeln.
Wirksamkeit und Sicherheit von Maralixibat wurden in einer 48-wöchigen Studie mit 31 pädiatrischen ALGS-Patienten mit Cholestase und Pruritus gezeigt. Die Teilnehmer waren zwischen einem und 15 Jahre alt (median fünf Jahre) und die Mehrheit von ihnen (90,3 Prozent) erhielt wenigstens ein Arzneimittel gegen Juckreiz (74,2 Prozent Rifampicin und 80,6 Prozent Ursodesoxycholsäure). Die gleichzeitige Anwendung dieser Arzneimittel während der Studie war erlaubt.
Die Studie hatte eine 18-wöchige offene Run-In-Phase, während der alle Probanden mit Maralixibat behandelt wurden (zunächst Dosiseskalation über fünf Wochen, dann 380 µg/kg KG täglich). An der anschließenden vierwöchigen, doppelblinden, randomisierten Absetzphase nahmen noch 29 Patienten teil. Sie erhielten in dieser Phase entweder weiter Maralixibat (13 Patienten) oder Placebo (16 Patienten). Während der letzten Phase der Studie, einer offenen Verlängerung, erhielten wieder alle Teilnehmer Maralixibat.
Zu Beginn der Studie betrug die Konzentration der Serum-Gallensäure (sBA) im Mittel 280 µmol/l. Dieser Wert war bei den Patienten, die durchgehend Maralixibat erhielten, um 88 beziehungsweise 96 µmol/l in Woche 18 beziehungsweise Woche 48 gesunken. In der Placebogruppe gab es in der Absetzphase einen im Vergleich zur Verumgruppe signifikanten Wiederanstieg der sBA; wurde die Behandlung mit Maralixibat wieder aufgenommen, sanken die sBA auf die zuvor unter Maralixibat gemessenen Werte.
Der Schweregrad des Juckreizes wurde anhand des Itch Reported Outcome Observer (ItchRO[Obs]) von den Betreuungspersonen der Patienten beurteilt. Auf dieser Skala bedeutet 0 kein Juckreiz und 4 sehr starker Juckreiz; als klinisch bedeutsame gelten Veränderungen von ≥ 1,0 Punkten.
Zu Baseline betrug der mittlere ItchRO(Obs)-Score 2,9. Unter Maralixibat zeigte sich eine Reduktion um 1,7 beziehungsweise 1,6 Punkte in Woche 18 beziehungsweise Woche 48. Erwartungsgemäß blieb die Juckreiz-Reduktion in der Absetzphase bei Patienten, die weiter mit Maralixibat behandelt wurden, bestehen, während der Score in der Placebogruppe wieder auf die Baseline-Werte anstieg. Wurden die Patienten der Placebogruppe anschließend wieder mit Maralixibat behandelt, besserte sich auch der Juckreiz wieder.
Maralixibat weist keinen neuen Wirkmechanismus auf. Es ist wie das seit 2021 verfügbare Odevixibat ein IBAT-Hemmer. Somit liegt die Einstufung als Analogpräparat nahe. Dafür spräche auch die Tatsache, dass kurz vor der Markteinführung von Odevixibat ein Zulassungsantrag für Maralixibat zur Behandlung der progressiven familiären intrahepatischen Cholestase (PFIC) zurückgezogen wurde. Odevixibat kommt bei PFIC zum Einsatz.
Immerhin wurde für Maraxilibat nun die Zulassung bei einer anderen seltenen Erkrankung, dem cholestatischen Pruritus beim Alagille-Syndrom, erreicht. Das Orphan Drug ist das erste sowohl in der Europäischen Union als auch in den Vereinigten Staaten zugelassene Arzneimittel zur Behandlung dieser Erkrankung. Vorläufig kann man den bisher nur unter »außergewöhnlichen Umständen« zugelassenen Arzneistoff also doch als Schrittinnovation bezeichnen.
Weitere Daten zu Sicherheit und Wirksamkeit wird man im Blick behalten müssen. Auch die europäische Zulassungsbehörde EMA teilt mit, dass die Studien klein und mit Einschränkungen verbunden waren. Maralixibat habe sich jedoch bei der Reduzierung der Gallensäuremenge im Blut sowie bei der Verbesserung der damit verbundenen Symptome, zum Beispiel intensivem Juckreiz, als wirksam erwiesen. Das wird sicher die Lebensqualität der Betroffenen verbessern können und kann unter Umständen Lebertransplantationen vermeiden, wenn der Pruritus die Indikation dafür ist.
Sowohl im Falle von Odevixibat als auch bei Maralixibat darf man auf neue Studienergebnisse bei anderen seltenen cholestatischen Lebererkrankungen gespannt sein. Maralixibat wird zum Beispiel weiterhin bei PFIC und auch bei Gallengangsatresie klinisch getestet.
Sven Siebenand, Chefredakteur