Funke: Schulungen für Apotheken-Impfungen sind ausgearbeitet |
Mit Blick auf den Koalitionsvertrag sagte Kammerpräsidentin Ursula Funke: »Es werden keine ruhigen vier Jahre für uns Apotheker werden.« / Foto: LAK Hessen
»Wir können und müssen der Impfkampagne mehr Drive verleihen«, zeigte sich Funke überzeugt. Der Ablehnung von Seiten der verfassten Ärzteschaft bezüglich der Ausweitung der Impfkampagne auf Offizinen und Zahnärzte könne man nur mit Unverständnis begegnen.
Wenn die Aufforderungen aus der Politik auch in einer gesetzlichen Grundlage münden, sei die Apothekerschaft gut vorbereitet und relativ kurzfristig bereit, Covid-19-Impfungen anbieten zu können, so Funke, die auch Vize-Präsidentin der Bundesapothekerkammer ist. Zuletzt hatten sich sowohl die Ministerpräsidenten in Absprache mit der Bundesregierung als auch die Gesundheitsminister der Länder fürs Boostern in der Apotheke ausgesprochen. Gemeinsam forderten sie den Bund auf, rechtliche Hürden aus dem Weg zu räumen. Sei das der Fall, gingen laut Funke vorbereitete Schulungsmaßnahmen und Curriculum sofort zur Abstimmung ins Robert-Koch-Institut und zum Paul-Ehrlich-Institut. Die Kammerpräsidentin betonte die Freiwilligkeit für die Apotheker, sich an der Impfkampagne zu beteiligen. Mehr Spielraum gäbe es, wenn die Impfungen nicht an die Offizin und ihre Öffnungszeiten gebunden seien. »Denkbar sind dann Impftermine auch außerhalb der Betriebszeiten oder das Anmieten anderer Räume, auch das Zusammentun mit einem Arzt als heilberufliches Tandem vor Ort«, machte Funke Vorschläge.
»Was Hessen betrifft, fangen wir jedoch bei Null an. Von Kammerseite werden wir alles tun, schnell zu schulen, aber wir werden bedeutend länger brauchen, da unsere Teilnehmer eine Komplettschulung benötigen«, gab die Kammerpräsidentin zu bedenken. Da in Hessen keine Modellprojekte in Sachen Grippeimpfung in Apotheken liefen, hat es auch keine Schulungen gegeben. Derzeit gebe es auf Bundesebene rund 2600 impfgeschulte Apotheker.
Für die Grippeimpfung-geschulten Apotheker ist derzeit eine Online-Zusatzschulung bezüglich Covid-19-Vakzine angedacht, während die »impfwaisen« Apotheker eine Komplettschulung mit Präsenzteil einschließlich Erster Hilfe und Notfallmaßnahmen erhalten. »Beim praktischen Teil geht die Überlegung derzeit dahin, dass sich die Apotheker in den Impfzentren oder auch von einem ortsansässigen Arzt schulen lassen.« Ob dann im weiteren Fortgang geschulte Apotheker selbst schulen können, sei noch nicht geklärt.
Funke betonte die gute Zusammenarbeit und annähernd tägliche Kommunikation mit dem hessischen Sozialministerium und Staatsminister Kai Klose während der ganzen Pandemie, die vor allem seit der verstärkten Boosterimpfungen und der Verknappung der Impfstoffe fast täglich erfolge. Ganz im Gegenteil zum Bundesgesundheitsministerium: »Die Kommunikation zur Kontigentierung von Comirnaty und das verstärkte Impfen mit Spikevax war eigentlich das Paradebeispiel dafür, wie man es nicht machen sollte.«
Funke forderte schnelle parteiübergreifende zielführende Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung. Dazu sei es zwingend erforderlich, den zukünftigen Gesundheitsminister zu benennen. »Nur so können der geschäftsführende und der neue Gesundheitsminister Hand in Hand arbeiten, damit das derzeitige Vakuum behoben wird.«
Mit Blick auf den Koalitionsvertrag prophezeite Funke den Delegierten keine ruhigen vier Jahre. Bei genauerer Analyse drohe den Apotheken bezüglich der Honorierung größere Umwälzungen. Der Nacht- und Notdienstfonds soll zu einem sogenannten Sicherstellungsfond weiterentwickelt werden. In der konkreten Umsetzung könnte dies darauf hinauslaufen, dass größere Apotheken einen Teil ihres Umsatzes in den Fonds zahlen, aus dem kleinere Apotheken dann überdurchschnittlich große Abschläge erhalten. »Tatsache ist, dass wir hier eine Honorardiskussion bekommen werden. Bei diesen Umverteilungsmaßnahmen müssen wir sehr darauf achten, dass der einheitliche Abgabepreis nicht in Gefahr gerät. Bei den Koalitionären der Ampel gibt es eine große Sympathie für eine Höchstpreisverordnung.«
Auch die Steigerung der Attraktivität von sogenannten bevölkerungsbezogenen Versorgungsverträgen, also Selektivverträgen, sieht die Kammerpräsidentin kritisch. »Für die Mehrheit der Apotheken und für die flächendeckende Versorgung ist das nicht unbedingt positiv, denn das bedeutet in der Folge: mehr Vertragspartner, mehr Abrechnungsmodalitäten, mehr Dokumentationsaufwand und Retaxationen.«
Positiv bewertete dagegen Funke, dass laut Koalitionsvertrag die verfahrenserleichternden Pandemie-Maßnahmen bestehen bleiben sollen. »Würde man hier nicht tätig, würden Ende Mai 2022 die erweiterten Austauschmöglichkeiten bei der Arzneimittelabgabe auslaufen. Das kann keiner von uns wollen. Dass wir Apotheker hiermit verantwortungsbewusst umgehen, haben wir gezeigt. Auch wenn die Krankenkassenfunktionäre wettern, die Apotheker würden die Rabattverträge aushöhlen.«
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