| Daniela Hüttemann |
| 10.11.2025 18:00 Uhr |
Von links nach rechts: ein normaler Magen, ein Magenband, der Magen-Bypass und der Schlauchmagen / © Getty Images/Science Photo Library/Pixologicstudio
Während vergangene Woche der Abnehmerfolg von TV-Moderator Michael Schanze (78 Jahre) mithilfe von Tirzepatid Schlagzeilen machte (von fast 200 auf 102 Kilogramm), gelang dies dem Fußballmanager Reiner Calmund (76 Jahre) bereits 2020 mithilfe einer Magen-Bypass-OP (von 180 auf rund 90 Kilogramm). Beide sind keine Sonderfälle, denn extremes Übergewicht ist längst keine Seltenheit mehr, und die Beispiele zeigen, wie stark wirksam beide Methoden sind.
Dabei können derzeit immer noch größere Gewichtsverluste mit einer OP erzielt werden, erklärte Privatdozent Dr. Mark Philipp, Oberarzt und Leiter des Arbeitsbereichs minimalinvasive, Hernien-, endokrine und Adipositas-Chirurgie am Uniklinikum Rostock, vergangenen Freitag bei der Scheele-Tagung in Warnemünde vor rund 130 Apothekerinnen und Apothekern.
Der Chirurg erläuterte vor allem die effektivste Methode: den Magen-Bypass. Damit ist eine Reduktion des Exzess-Gewichts, also des überflüssigen Körpergewichts, um bis zu 70 Prozent möglich (Magenband: bis 50 Prozent; Schlauchmagen: bis zu 60 Prozent).
Das Magenband werde heute kaum noch eingesetzt; nicht nur, weil es weniger effektiv ist, sondern auch, weil es wandern und Komplikationen verursachen kann und nicht die Aufnahme flüssiger Kalorien begrenzt.
Beim Schlauchmagen wird ein großer Teil des Magens entlang der großen Magenkurvatur abgetrennt und entfernt. Der verbleibende Rest ist nur noch schlauchförmig, daher der Name. »Die Resektion ist relativ einfach, aber nicht umkehrbar, zudem kann der Magen nachgeben«, erklärt Philipp. Mit einer gewissen Gewichtszunahme nach zwei bis drei Jahren sei zu rechnen, doch disziplinierte Patienten kämen gut mit dieser OP hin. Eine häufig auftretende Nebenwirkung sei verstärkter oder neu auftretender Reflux.
Philipp bevorzugt den Magen-Bypass, auch wenn dies der anspruchsvollere Eingriff sei. Dabei wird der Weg der Nahrung durch künstlich geschaffene Verbindungen (Anastomosen) so umgeleitet, dass große Teile des Magens und Teile des Dünndarms umgangen werden. Es passt deutlich weniger Nahrung in den kleinen (Vor-)Magen, hinzu kommt die geringere Absorptionsfläche durch den verkürzten Darm. Der Patient nimmt nicht nur ab, er stabilisiert sich auch metabolisch. So kann ein Typ-2-Diabetes in Remission gehen, erläuterte der Chirurg.
Auch hier sind Nebenwirkungen wie »Dumping«-Symptome möglich, bei denen die Nahrung »durchrauscht«. Zudem kann es zu Malabsorptionsstörungen mit Vitamin- und Spurenelemente-Mangel kommen, was ausgeglichen werden muss. Bei einem Magen-Bypass muss gegebenenfalls die orale Arzneimitteltherapie angepasst werden, während ein Schlauchmagen sich laut Philipp kaum auf die Pharmakokinetik auswirkt. Und auch Patienten mit Magen-Bypass nehmen tendenziell irgendwann wieder zu, sodass Ernährungs- und Lifestyle-Umstellungen unumgänglich sind.