Für Versorgung ist Teamgeist nötig |
Jennifer Evans |
19.04.2023 14:00 Uhr |
Welche Rolle spielt die Apotheke vor Ort in der aktuellen Gesundheitsversorgung und was könnte sie in Zukunft noch leisten? Das war Diskussionsthema eines Workshops beim diesjährigen BMC-Kongress in Berlin. / Foto: Adobe/Dan Race
So leidenschaftlich ein Apothekenteam auch die Patienten beraten mag – ohne Verkauf ist eine Apotheke nicht erfolgreich. Das betonte Ina Lucas, Inhaberin der Apotheken mit Herz in Berlin, in ihrem Vortrag beim BMC-Kongress. Als »Beratungszentrum« etwa für Präventionsthemen wie Übergewicht, Depressionen, Raucherentwöhnung oder Rückenschmerzen könnten die Offizinen noch viel mehr leisten, sagte sie. Seit Juni 2022 können Patienten zwar in der Offizin bereits einige pharmazeutische Dienstleistungen in Anspruch nehmen, für die ihre Krankenkasse dann zahlt. Aber das ist laut Lucas nur ein erster Schritt in Richtung Zukunft der Vor-Ort-Apotheke.
Woran liegt es aber, dass das Potenzial der Offizinen noch immer nicht ausgeschöpft ist? Nach Ansicht der Workshop-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer scheitert es vor allem an der Vergütung, Partikularinteressen im Gesundheitswesen sowie der Einführung der Gesundheitskioske. Zum Hintergrund: Vergangenen Sommer hatte das Bundesgesundheitsministerium seine Eckpunkte für die Gesundheitskioske präsentiert. Zunächst sollen rund 1000 dieser niedrigschwelligen Anlaufstellen in sozial benachteiligten Gegenden entstehen. Den Mammutanteil davon sollen die Krankenkassen finanzieren, aber auch Kommunen und PKV-Unternehmen sollen sich an den Kosten beteiligen.
Als eine Stärke der Apotheken sieht Lara Fürtges die Unterstützung zur Selbsthilfe, die Spezialversorgung etwa bei seltenen Erkrankungen sowie das Herstellen individueller Rezepturen. Fürtges ist Apothekerin und zuständig für das Digital Health Management in der Medios Apotheke an der Charité, Berlin. Gesundheitskiosken kommt in ihren Augen dagegen eine eher generelle Lotsenfunktion zu. Zudem liege deren Fokus auf der sozialen und pflegerischen Beratung.
Nach der Diskussion änderte sich das Bild. Es erschien für die Zukunft relevanter zu sein, dass sich beide Anlaufstellen als Teil eines Versorgungsteams verstehen, weil sie sich inhaltlich ergänzen und daher durchaus parallel existieren können.