| Annette Rößler |
| 14.11.2023 07:00 Uhr |
Dasselbe gilt für den Einsatz von niedrig dosiertem Testosteron bei sexueller Unlust (Hypoactive Sexual Desire Disorder, HSDD), zu dem sich Dr. Anneliese Schwenkhagen äußerte. Die Praxis-Mitinhaberin von Schaudig informierte, dass Testosteron sich momentan »in die Wellness-Ecke geschlichen« habe. Bei Befindlichkeitsstörungen im Zusammenhang mit der Menopause gebe es für den Einsatz aber keine Evidenz. Bei HSDD könne Testosteron dagegen eine Option sein, wenn sie Krankheitswert habe und sich keine andere Erklärung dafür finden lasse. Problematisch sei, dass es in Deutschland kein zugelassenes Testosteron-Präparat mit passender Dosierung gebe – die Präparate für Männer seien zehnfach überdosiert –, sodass auf Rezepturen zurückgegriffen werden müsse.
Welchen biologischen Sinn hat die Menopause? Diese Frage stellt sich angesichts jüngster Forschungsergebnisse, über die auf der Nachrichtenseite des Fachjournals »Science« berichtet wird, gerade ganz neu. Für den Erhalt einer Art ist es nämlich prinzipiell besser, wenn weibliche Individuen bis ins hohe Alter Kinder bekommen können, weil sie dann tendenziell mehr Nachwuchs haben. Dass das bei Menschen und wenigen anderen Spezies (darunter Killerwale) anders ist, wurde meist mit der sogenannten Großmutter-Hypothese erklärt: Ältere Frauen, die keine eigenen Kinder mehr betreuen müssen, können sich mit um die Enkel kümmern. Erst kürzlich entdeckten Forschende nun aber, dass es die Menopause auch bei wild lebenden Schimpansen sowie unter anderem bei Pferden, Rindern, Elefanten und Mäusen gibt, wobei die Zeitspanne, die weibliche Tiere nach dem Ende ihrer Fruchtbarkeit noch leben, variiert. Zumindest die Schimpansen-Omas beteiligen sich überhaupt nicht an der Aufzucht der Enkel, sodass die Großmutter-Hypothese durch diese neuen Erkenntnisse ins Wanken geraten könnte.