Fit für die Medikationsanalyse |
Carolin Lang |
12.06.2024 14:00 Uhr |
Bei der Auswahl eines Antidepressivums sollten laut Leitlinie neben der Verfügbarkeit, der Handhabbarkeit, den Komorbiditäten und der Komedikation auch die Präferenzen des Patienten berücksichtigt werden. Bevorzugt er eine bestimmte Darreichungsform? Wie steht es um die Akzeptanz des Nebenwirkungsprofils? Gibt es Anwendungserfahrungen?
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In puncto Sicherheit sei das Suizidrisiko zu bedenken, betonte Ravati. So bestehe etwa bei SSRI oder SNRI das Risiko, eine Suizidalität initial zu verstärken. »SSRI sind teilweise antriebssteigernd, zum Beispiel Paroxetin«, erläuterte Ravati. Setze diese Wirkung vor der stimmungsaufhellenden ein, bestehe in der Anfangsphase gerade bei Patienten unter 25 Jahren ein erhöhtes Suizidrisiko. Trizyklische Antidepressiva hingegen bergen die Gefahr einer letalen Überdosierung.
Wesentlich sei außerdem, ob der Patient auf das Antidepressivum anspricht. »Bis zu einem klinischen Ansprechen dauert es typischerweise zwei bis vier Wochen«, erinnerte Ravati. »Wenn in den ersten vier Wochen keinerlei Wirkung vorhanden ist, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Medikament später noch wirkt, sehr niedrig«, stellte er klar.
Bei Unwirksamkeit einer medikamentösen Therapie seien zunächst mögliche Ursachen wie mangelnde Adhärenz oder eine depressiogene Komedikation zu evaluieren. Anschließend komme ergänzend eine Psychotherapie infrage oder medikamentös die Kombination mit einem Antipsychotikum, Lithium oder einem zweiten Antidepressivum. Eine Dosiserhöhung sei bei Serumspiegeln im therapeutischen Bereich nicht die Lösung.
Als »fragwürdig« bezeichnete Ravati den Wechsel auf ein anderes Antidepressivum. Maximal einmal und nur als letzte Maßnahme könne laut aktueller Leitlinie bei Nichtansprechen innerhalb der gleichen depressiven Episode auf ein Antidepressivum mit einem anderen Wirkmechanismus gewechselt werden. Dann sollte eine schrittweise Aufdosierung des neuen und ein ausschleichendes Absetzen des alten Antidepressivums erfolgen, erklärte er.