Fieber als Nebenwirkung |
Bei einer Überempfindlichkeitsreaktion stimuliert ein Arzneimittel das Immunsystem. Über Wirkstoff-Antikörper-Komplexe (Typ-II-Allergie) oder T-Zellen (Typ-IV-Allergie) werden endogene Pyrogene freigesetzt. Bei allergischen Reaktionen treten oft zusätzlich Symptome wie Exantheme oder Urtikaria auf. Typische Auslöser sind Antibiotika, Antikonvulsiva wie Phenytoin und Carbamazepin sowie Methyldopa und Allopurinol.
Eine idiosynkratische Reaktion liegt vor, wenn Patienten eine angeborene Medikamentenüberempfindlichkeit haben. Mit Ausnahme von Lachgas können Inhalationsanästhetika eine maligne Hyperthermie verursachen, während das maligne neuroleptische Syndrom entstehen kann, wenn Patienten Antipsychotika anwenden. Die charakteristischen Begleitsymptome helfen Ärzten, die Nebenwirkung zu erkennen.
Eine besondere Herausforderung, die vor allem antimikrobiell wirkende Arzneimittel und Zytostatika betrifft, sind Fieberepisoden, die durch Strukturmerkmale der Wirkstoffe ausgelöst werden. Das Antimykotikum Amphotericin B und das Zytostatikum Bleomycin haben beispielsweise eine intrinsische pyrogene Aktivität. Nach Applikation setzen Granulozyten endogene Pyrogene wie Interleukin-1 frei.
Einige Arzneistoffe können die Thermoregulation stören. Sie greifen in Mechanismen der Wärmeproduktion und -abgabe oder den hypothalamischen Regelkreis ein. Levothyroxin kurbelt den Stoffwechsel an und erhöht so die Wärmeproduktion. Ein Temperaturanstieg kann auf eine zu hohe Dosis hinweisen.
Psychopharmaka, aber auch Partydrogen wie Ecstasy, Kokain und Amphetamin können gefährliche Hyperthermien auslösen. Es können so hohe Temperaturen erreicht werden, dass das körpereigene Eiweiß gerinnt und die Muskulatur irreversibel geschädigt wird. Die Substanzen wirken sympathomimetisch und hemmen die Wiederaufnahme von Noradrenalin, Dopamin und Serotonin. Die Thermoregulation im Hypothalamus entgleist, der Körper produziert durch gesteigerte Aktivität mehr Wärme und es wird weniger Wärme abgegeben, da periphere Blutgefäße verengt sind.
Arzneistoffe mit anticholinerger Wirkung wie Atropin, Antihistaminika der ersten Generation, trizyklische Antidepressiva und bestimmte Antipsychotika können durch reduzierte Schweißproduktion, verminderte Wärmeabgabe und gesteigerte Wärmeproduktion (Agitation des Patienten) Hyperthermie verursachen. Diese Wirkung tritt vor allem bei Überdosierung oder chronischer Therapie ein.