Pharmazeutische Zeitung online
Angepasste Vakzinen

FDA für Omikron-Anteil in Corona-Impfstoffen

Die US-Zulassungsbehörde FDA will für den Herbst einen Booster-Covid-19-Impfstoff mit einem Omikron-Anteil empfehlen. Dieser sollte möglichst eine BA.4/BA.5-Komponente enthalten, hieß es bei einer Sitzung eines Beratergremiums gestern.
Christina Hohmann-Jeddi
29.06.2022  17:16 Uhr

Die zugelassenen Corona-Impfstoffe sind gegen das Ursprungsvirus gerichtet und schützen nur noch unzureichend gegen Infektionen mit der aktuell kursierenden Omikron-Varianten – bei dennoch hohem Schutz gegen eine schwere Covid-19-Erkrankung. An einem Update der Impfstoffe wird schon seit Längerem gearbeitet. Angepasste Booster-Impfungen könnten bereits diesen Herbst zum Einsatz kommen.

Ein solcher Booster-Impfstoff sollte eine Omikron-Komponente enthalten, so das wichtigste Fazit einer Beratung des unabhängigen Impfstoffexperten-Komitees der FDA (VRBPAC) am 28. Juni. Seit Anfang 2022 ist Omikron die dominierende SARS-CoV-2-Variante und hat ältere Varianten verdrängt. Sie kommt in verschiedenen Sublinien vor, wobei die erste BA.1 von BA.2 verdrängt wurde und diese wiederum derzeit von BA.5 und BA.4 verdrängt wird.

Der Hintergrund zu der Empfehlung: Omikron ist nicht nur die aktuell dominierende Virusvariante, sie ist dem Beratergremium zufolge auch die genetisch am stärksten veränderte Variante im Vergleich zum Ursprungsvirus (Wuhan-Variante), wobei BA.1 die meisten Unterschiede aufweise. Eine Boosterung mit einem an Omikron angepassten Impfstoff würde somit die Schutzwirkung vor Omikron verbessern und aufgrund der unterschiedlichen Antigene auch die Immunantwort insgesamt verbreitern.

So zeigten Untersuchungen, dass bei immunisierten Personen (durch Infektionen mit früheren Varianten oder Corona-Impfung) eine Omikron-Infektion eine breite Immunantwort hervorruft. Bei immunnaiven Personen dagegen ruft einen Omikron-Infektion zwar eine starke, aber keine breite Antikörperantwort hervor. So werden zwar hohe neutralisierende Antikörpertiter gegen Omikron erreicht, aber kaum Schutz gegen andere Varianten. Dies spreche gegen eine monovalente Omikron-Vakzine als Booster, heißt es vom VRBPAC.

Impfstoffkandiaten mit BA.1-Anteil

Die von den Impfstoffherstellern Moderna und Biontech/Pfizer modifizierten mRNA-Impfstoffe enthalten bisher eine BA.1-Komponente. Es wird zudem an Kandidaten gearbeitet, die eine Beta-Komponente enthalten.

Da BA.1 weitestgehend verdrängt ist und derzeit die Sublinien BA.4/BA.5 dominieren, wurde bei der Beratung auch ein Impfstoff-Update mit diesen Komponenten diskutiert. Das Unternehmen Pfizer konnte hierzu erste Daten einer eigenen Untersuchung an Mäusen bei der Sitzung vorstellen. An acht Tieren testete das Unternehmen einen monovalenten sowie einen bivalenten Impfstoff mit Komponenten von BA.4 und BA.5 als Booster. Der modifizierte Impfstoff induzierte höhere neutralisierende Antikörpertiter als die herkömmliche Vakzine.

Trotz der spärlichen Datenlage zu BA.4 und BA.5 sprach sich die Mehrheit der Diskussionsteilnehmer für Booster aus, die Komponenten einer der beiden neuesten Virus-Sublinien enthalten – und nicht nur jene der Sublinie BA.1. Zudem bevorzugten die meisten Diskussionsteilnehmer einen bivalenten Impfstoff, der sowohl einen Omikron- als auch den ursprünglichen SARS-CoV-2-Stamm enthält.

Monovalent oder bivalent?

Professor Dr. Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie (DGfI), weist darauf hin, dass Daten von Biontech/Pfizer zufolge sowohl monovalente als bivalente Impfstoffe mit Omikron-Anteil einen besseren Schutz gegen Omikron erzeugen als die herkömmlichen Impfstoffe – wobei die monovalente Vakzine höhere neutralisierende Antikörperspiegel gegen Omikron induziert als die bivalente Vakzine.

»Die Frage ist nun: Braucht man überhaupt noch einen Schutz gegen frühere Varianten?«, sagte Watzl. Daher sei es schwierig, einen klaren »Sieger« bei monovalenten gegen bivalente Impfstoffe zu küren. Ihm zufolge sollten Ungeimpfte bevorzugt einen bivalenten Impfstoff oder eine Impfserie aus Original-Prime und Omikron-Booster bekommen.

Wie Professor Dr. Peter Kremsner, Direktor des Instituts für Tropenmedizin, Reisemedizin und Humanparasitologie am Universitätsklinikum Tübingen, ergänzt, wäre dagegen für Geimpfte eine Auffrischimpfung mit einer monovalenten Version geeignet. »Denn wer bereits die Grundimmunisierung erhalten hat, braucht beim Booster nicht noch einmal gegen das Ursprungsvirus geimpft zu werden«, so Kremsner.

Watzl zufolge könnten Biontech/Pfizer ihre angepassten Impfstoffe sofort und Moderna ab Juli oder August ausliefern. Das Problem sei aber die Dauer des Zulassungsverfahrens. Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) hat bereits Rolling Reviews zu den angepassten Impfstoffen von beiden Herstellern begonnen und rechnet mit einer Zulassung im September. Laut Watzl sei aufgrund der schnellen Virusevolution ein zügigeres Zulassungsverfahren für die Zukunft wünschenswert. Die saisonalen Grippeimpfstoffe würden schließlich auch nicht nochmal in klinischen Studien getestet. 

Gerade die Integration einer BA.4/BA.5-Komponente könnte Watzl zufolge noch zeitlich knapp werden. »Wenn im Herbst nur ein angepasster Impfstoff mit BA.1-Bestandteilen vorliegt, dann ist das eben so.« Auch dieser sei als Booster besser als die herkömmliche Vakzine, so Watzl. »Wir wissen natürlich nicht, welche Variante uns vielleicht im Winter überrascht, aber es ist wahrscheinlich, dass sie von Omikron ausgeht.«

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa