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Gewichtsreduktion

Fakten zu den »Fettweg-Spritzen«

Der Hype um »Abnehmspritzen« ist insbesondere in den sozialen Netzwerken riesig. Ist das Ziel »Weg mit dem Speck« damit erreichbar? Welche Hindernisse könnten auf der Strecke liegen? Fragen und Antworten zu Semaglutid und Co. gab es bei einem Pressebriefing. 
AutorKontaktSven Siebenand
Datum 09.02.2023  18:00 Uhr

Apothekenteams kennen sich mit den GLP-1-Rezeptoragonisten längst gut aus. Verordnungen über Wirkstoffe wie Liraglutid, Exentatid oder Semaglutid im Rahmen einer Diabetes-Behandlung sind schon lange keine Seltenheit mehr. Und auch für die Adipositas-Behandlung gibt es hierzulande seit einigen Jahren ein zugelassenes Medikament mit einem GLP-1-Rezeptoragonisten: das Liraglutid-haltige Saxenda®.

Das ebenfalls in der EU bereits für die Behandlung der Adipositas zugelassene Präparat Wegovy® enthält wie das Diabetes-Medikament Ozempic® den Wirkstoff Semaglutid. Erstgenanntes ist höher dosiert und noch nicht auf dem deutschen Markt verfügbar. Ein richtiger Hype um die sogenannten Abnehmspritzen ist vermehrt in den vergangenen Monaten aufgekommen – auch getrieben durch Posts in den sozialen Medien. Dies war nun Anlass für das Science Media Center, Experten zu dieser Wirkstoffgruppe genauer zu befragen.

Professor Dr. Jens Aberle vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf bestätigte, dass GLP-1-Rezeptoragonisten tatsächlich effektive Mittel sind, um abzunehmen. Er sprach von Game-Changern. Noch nie zuvor habe man Medikamente zur Hand gehabt, die in die Nähe der Effektivität einer bariatrischen Operation kommen, welche zu einer Reduktion des Körpergewichts um durchschnittlich 30 bis 35 Prozent führt. Zudem sei das Sicherheitsprofil der GLP-1-Rezeptoragonisten sehr gut. Die Nachfrage sei riesig.

Nur bei krankhaftem Übergewicht

Für ihn kommen aber die Medikamente aber nur für wirklich adipöse Menschen infrage, mit einem Body-Mass-Index ab 30 oder ab 27, wenn weitere Komorbiditäten vorliegen. »Wir behandeln aus medizinischer Indikation und nicht aus kosmetischer Indikation«, stellte er klar und betonte auch, dass viele Menschen nach dem Absetzen der Mittel wieder zunähmen. Daher sei es wichtig, unter der Therapie auch die Bedeutung von Interventionen wie Ernährungsumstellung und mehr Bewegung immer wieder zu thematisieren.

Keine Wirkung ohne Nebenwirkung: Aberle berichtete über Übelkeit, von der viele betroffen sind. Daher müsse man einschleichend dosieren. Das Pankreatitis-Risiko sei insgesamt minimal und meist durch Gallensteinbildung bedingt. Positiv an der Wirkstoffgruppe sei wiederum ein Fakt, der insbesondere aus Diabetes-Studie bekannt sei: Die Substanzen können das Risiko für Herz-Kreislauf-Ereignisse senken und den Übergang von Prädiabetes zu Diabetes verhindern, sofern sie frühzeitig eingesetzt werden.

Momentan übernehmen die Krankenkassen in der Regel nicht die Kosten für Adipositas-Medikamente. Für Aberle steht dies im Widerspruch zur erfolgten Anerkennung der Adipositas als Erkrankung. Auf diesem Gebiet gebe es momentan aber viel Dynamik. Der Präsident der Deutschen Adipositas Gesellschaft hält es für möglich, dass in den kommenden ein bis anderthalb Jahren Adipositas-Medikamente für bestimmte Indikationen erstattet werden, wie es beispielsweise bereits in der Schweiz und in England der Fall sei.

Warum wird zum Abnehmen höher dosiert als bei Diabetes?

GLP-1-Rezeptoragonisten steigern das Sättigungsgefühl und mindern das Hungergefühl, indem sie neuronale Regelkreise im Gehirn aktivieren. Wie Privatdozent Dr. Timo Müller vom Helmholtz Zentrum München informierte, sei im Vergleich zur peripheren Wirkung auf die Insulinsekretion im Pankreas eine deutlich höhere Dosis notwendig, um GLP-1-Rezeptoren im Gehirn anzusprechen – in etwa eine doppelt so hohe. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass das neue Antiadipositas-Präparat Wegovy (maximal 2,4 mg Semaglutid pro Woche) deutlich höher dosiert ist als das für Menschen mit Diabetes gedachte Ozempic (maximal 1 mg Semaglutid pro Woche).

Das Grundprinzip ist bei allen Substanzen dieser Wirkstoffgruppe gleich, allerdings unterscheiden sich die einzelnen Arzneistoffe in der Wirkstärke. Im Vergleich zu Liraglutid habe Semaglutid einen etwa doppelt so großen senkenden Effekt auf das Körpergewicht, hieß es bei der Veranstaltung. Und damit ist noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht: Müller informierte, dass der duale GLP-1/GIP-Rezeptoragonist Tirzepatid noch effektiver sei als Semaglutid. Bislang ist er in Deutschland noch nicht auf dem Markt und auch nur zur Behandlung bei Typ-2-Diabetes zugelassen – vermutlich eine Frage der Zeit bis sich dies ändert.

Ebenfalls nur eine Frage der Zeit ist es wohl, bis weitere Entwicklungen hinzukommen. Müller: »Die Pipelines der Pharmaunternehmen stehen nicht still.« So seien weitere Coagonisten und auch Triagonisten in der Entwicklung. Zudem arbeite man an personalisierten Therapien, die gezielt bei Vorliegen bestimmter Begleiterkrankungen eingesetzt werden sollen, etwa Fettleber oder Atherosklerose.

Schneller als solche Neuentwicklungen könnte es zu Indikationserweiterungen bei bereits zugelassenen Präparaten kommen. So habe die US-Arzneimittelbehörde FDA kürzlich auch einer Zulassung von Wegovy ab einem Alter von zwölf Jahren zugestimmt. Aberle informierte, dass das Liraglutid-haltige Präparat Saxenda auch hierzulande ab diesem Alter bei adipösen Heranwachsenden zum Einsatz kommen darf.

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