EU verschärft Vorgehen gegen Antibiotika-Mangel |
Jennifer Evans |
18.07.2023 14:00 Uhr |
Die neuen Maßnahmen der EU-Kommission sollen Antibiotika-Mangel vermeiden sowie die EU-weite Liste kritischer Arzneimittel ergänzen. / Foto: Getty Images/ EyeEm
Um die Versorgung mit wichtigen Antibiotika zur Behandlung von Atemwegsinfektionen im kommenden Herbst und Winter zu sichern, hat die EU-Kommission zusammen mit den Leitern der nationalen Arzneimittelbehörden sowie der Europäischen Arzneimittelagentur – EMA gerade weitere Empfehlungen veröffentlicht. Eine EU-weite Liste kritischer Arzneimittel wird nämlich nicht mehr als ausreichend erachtetet. »Es ist wichtig, dass wir jetzt Maßnahmen ergreifen, um uns auf den nächsten Winter vorzubereiten und sicherzustellen, dass mögliche Engpässe bei Antibiotika vermieden werden«, betonte EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides.
Vorbereiten will sich Europa vor allem mit Datenanalysen, aus denen sich dann Prognosen für mögliche Arzneimittelengpässe ablesen lassen. Das berichtet Professor Karl Broich, Vorsitzender der nationalen Arzneimittelbehörden, also der Heads of Medicines Agencies (HMA). Basis der Daten ist die geschätzte Nachfrage sowie das Angebot verschiedener Schlüsselantibiotika zur Behandlung von Atemwegsinfektionen (Amoxicillin, Amoxicillin/Clavulansäure, Penicillin V, Azithromycin, Clarithromycin, Ceftriaxon, Cefotaxim und Piperacillin-Tazobactam). Die Informationen werden dann mit Bedarfsschätzungen abgeglichen, die sich aus vergangenen Verkaufsdaten ableiten.
Konkret haben die HMA-Behörden vor, die Produktion für den Winter hochzufahren. Das soll funktionieren, indem die EMA und die Behörde für die Krisenvorsorge und -reaktion bei gesundheitlichen Notlagen (HERA) eng mit der Industrie zusammenarbeiten. Die frühzeitige Planung solle den Herstellern genug Zeit geben, ihre Kapazitäten zu steigern, heißt es seitens der EU-Kommission.
Zudem ist geplant, dass die EU-Kommission und die EMA nun Angebot und Nachfrage überwachen, um in Zusammenarbeit mit den Herstellern unerwartete Lieferengpässe frühzeitig zu erkennen und bei Bedarf eingreifen zu können. Das geschieht im Einklang mit dem Europäischen Rat.