»Es funktioniert so gut, weil wir einander haben« |
Die Apothekeninhaberinnen Verena Löcken (links) und Katrin Wesel, die vor einem halben Jahr zwei Apotheken in Kamen übernommen haben. / © AVWL
Eine eigene Apotheke zu führen, das erschien den beiden Müttern Katrin Wesel und Verena Löcken zunächst weit weg. Doch so ganz konnten die Apothekerinnen die Idee nicht beiseiteschieben und sprachen viel darüber. Irgendwann entschieden sie: »Wenn überhaupt, dann machen wir es zusammen«, erinnert sich Katrin Wesel laut einer Mitteilung des AVWL, in der die Geschichte der beiden Existenzgründerinnen sehr persönlich mit vielen Details geschildert wird.
So heißt es darin etwa, dass Löcken und Wesel schon in den Jahren zuvor alles beruflich zusammen gemacht hätten: Als angestellte Approbierte leiteten sie de facto gemeinsam eine Apotheke in Kamen. Jede arbeitete 30 Stunden. »So ließ sich die Filialleitung mit Kindern und Familie vereinbaren«, sagt Verena Löcken. »Wir sind in derselben persönlichen Situation und haben viel Verständnis füreinander«. Zusammen haben beide Frauen fünf Kinder. War eines davon krank, sprang die andere ein. Mussten Gespräche mit einer Mitarbeiterin geführt werden, übernahm diejenige, die den besseren Draht zu der Kollegin hatte. »Wir ergänzen uns einfach super«, erzählt Katrin Wesel. Und bei ihren Vorstellungen vom Apothekensortiment, Teamführung und Betriebsorganisation ticken sie gleich.
»Das hat großen Spaß gemacht«, zitiert der AVWL die Apothekerinnen. Der einzige »Haken«: Eine Filialleiterin habe weniger Gestaltungsmöglichkeiten als ein Inhaber. Als dann in Kamen zu Beginn des Jahres 2024 nach dem plötzlichen Tod einer Inhaberin Haupt- und Filialapotheke zum Verkauf standen, beschlossen sie,
sich die beiden Betriebsstätten in der Nachbarschaft anzuschauen. Und fanden das passende Paket für sich: zwei helle, klare und moderne Betriebe. Zum einen die Severins-Apotheke mit vielen Stammkunden, im Erdgeschoss eines Ärztehauses und in unmittelbarer Nähe zum Krankenhaus untergebracht. »Das ist das Richtige für mich«, sagt die 39-jährige Verena Löcken. Zum anderen, etwa hundert Meter weiter, die Apotheke im Quadrat, im Einkaufscenter eingegliedert mit viel Laufkundschaft. »Hier ist immer Leben. Das ist genau meine Apotheke«, so die 44-jährige Katrin Wesel.
Und doch wollten sie dieses Apotheken-Paket auf keinen Fall aufschnüren und untereinander verteilen. Nicht nur, weil sich die beiden Apotheken gut ergänzen und die Mischkalkulation stimmt. Nicht nur, weil sie so manchen Personalengpass, zum Beispiel im Krankheitsfall, auf kurzem Dienstweg schnell ausgleichen können. Sondern auch, »weil wir das zusammen machen wollen«, sagen sie beide. »Es funktioniert so gut, weil wir einander haben«, erklären sie. So können sie sich Arbeiten teilen, zum Beispiel das Anbahnen und Lesen von Verträgen, den Einkauf, das Marketing – und ebenso die Sorgen: »Wir können alles, auch Betriebsgeheimnisse, miteinander besprechen«, sagt Verena Löcken.
»Damit ist die Last auf den Schultern nicht ganz so groß«, bestätigt Katrin Wesel. So haben sie eine Offene Handelsgesellschaft (OHG) gegründet und gemeinsam die beiden Apotheken übernommen. Ihr größtes Kapital, das sie laut Steuerberater mitbrachten: »Die Leute hier in Kamen kennen uns und wir brennen für unseren Beruf«. Am Ende spielte ihnen das Schicksal noch ein wenig in die Karten: Während die beiden noch in den Planungen für die neue Existenz steckten, beschloss ihre damalige Chefin, deren Filiale sie leiteten, diesen Betrieb zu schließen. So machen sich die frühere Chefin und die beiden Gründerinnen heute keine Konkurrenz. Stattdessen konnten Verena Löcken und Katrin Wesel sogar einige der alten Mitarbeiterinnen in die neuen Apotheken mitnehmen. Deren Belegschaft wiederum hat sich geschlossen für die neuen Inhaberinnen entschieden. »Wir haben hier ein tolles Team bekommen und sind innerhalb der vergangenen Monate sehr gut zusammengewachsen«, sagt Verena Löcken. Kurzum: Die bisherige Bilanz ihrer Selbstständigkeit fällt bei beiden Inhaberinnen sehr gut aus.
Im ersten Teil der Existenzgründerserie des AVWL ging es um den Apotheker Korwin Hildebrandt aus Dortmund, der sich schon kurz nach dem Start ins Praktische Jahr vorstellen kann, später selbstständig zu sein. In einer lockeren Serie stellt der Verband in den kommenden Wochen Apothekengründerinnen und -gründer vor.