Erste personalisierte Therapie dank Erdafitinib |
Sven Siebenand |
05.02.2025 07:00 Uhr |
Erdafitinib wurde auf Basis der Ergebnisse von der Kohorte 1 der offenen, multizentrischen Phase-III-Studie THOR zugelassen. In dieser Studie zeigte der Kinasehemmer im Vergleich zur Chemotherapie eine deutliche Überlegenheit hinsichtlich Gesamtüberleben, progressionsfreiem Überleben und Gesamtansprechrate. Involviert in die Studie waren 266 Patienten mit einem nicht resezierbaren oder metastasierten Urothelkarzinom und bestimmten FGFR2/3-Alterationen, die bereits ein bis zwei systemische Therapien, darunter eine Anti-PD-(L)1-Therapie, erhalten hatten. Die Patienten bekamen randomisiert Erdafitinib (n = 136) oder eine Chemotherapie (Docetaxel oder Vinflunin) nach Wahl des Behandlers (n = 130).
Der primäre Endpunkt, das mediane Gesamtüberleben, wurde unter Erdafitinib im Vergleich zur Chemotherapie signifikant verlängert (12,1 versus 7,8 Monate). Auch bei den sekundären Endpunkten war Erdafitinib überlegen: Das mediane progressionsfreie Überleben betrug im Erdafitinib-Arm 5,6 Monate versus 2,7 Monate im Kontrollarm. Die Gesamtansprechrate lag unter Erdafitinib laut Fachinformation bei 35,3 Prozent und unter Chemotherapie bei 8,5 Prozent.
Erdafitinib wird einmal pro Tag oral eingenommen. Die empfohlene Anfangsdosis von 8 mg kann je nach Verträglichkeit und Serumphosphatspiegel auf 9 mg erhöht werden. Zur Dosierung finden sich in der Fachinformation weitere Details. Denn abhängig vom Serumphosphatspiegel und dem Auftreten von Nebenwirkungen können Dosisanpassungen notwendig werden. Bei Patienten mit schwerer Nieren- oder Leberfunktionsstörung sollte eine Behandlungsalternative zu Erdafitinib in Betracht gezogen werden.
Die Liste möglicher Nebenwirkungen ist lang. Sehr häufig ist unter anderem Hyperphosphatämie. Wichtig ist deshalb, dass der Phosphatspiegel im Blut vor der ersten Dosis bestimmt und anschließend monatlich überwacht wird. Steigt er an, wird die Dosis reduziert, zusätzlich ein Phosphatbinder gegeben oder die Behandlung abgebrochen.
Unter der Therapie mit Erdafitinib soll die Phosphatzufuhr über die Nahrung (600 bis 800 mg täglich) eingeschränkt werden. Die gleichzeitige Anwendung von Wirkstoffen, die den Phosphatspiegel erhöhen können, soll bei Spiegeln ≥ 5,5 mg/dl vermieden werden. Eine Supplementierung mit Vitamin D wird bei Patienten, die Erdafitinib erhalten, nicht empfohlen, da sie möglicherweise zu erhöhten Serumphosphat- und Calciumspiegeln beiträgt.
Auch Augenerkrankungen kann der neue Wirkstoff auslösen. Sehr häufig sind zum Beispiel trockenes Auge und zentrale seröse Retinopathie. Vor Beginn der Behandlung mit Balversa und in regelmäßigen Abständen unter der Therapie sollten augenärztliche Untersuchungen erfolgen. Alle Patienten sollten zudem eine Prophylaxe oder Behandlung gegen Augentrockenheit erhalten, und zwar mindestens alle zwei Stunden während der Wachzeiten.
Weitere Warnhinweise beziehen sich zum Beispiel auf Haut-, Nagel- und Schleimhauterkrankungen sowie Lichtempfindlichkeitsreaktionen. Hauterkrankungen wie trockene Haut und palmar-plantares Erythrodysästhesie-Syndrom (PRES) sind sehr häufig, ebenso Nagelerkrankungen einschließlich Onycholyse, Nagelverfärbung und Paronychie. Auch Schleimhauterkrankungen wie Stomatitis und Mundtrockenheit treten sehr häufig auf. Wegen des potenziellen Risikos phototoxischer Reaktionen im Zusammenhang mit der Einnahme von Balversa ist bei Sonnenexposition Vorsicht geboten, indem schützende Kleidung getragen wird und/oder Sonnenschutzmittel aufgetragen wird.