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BRCA1/2-Mutation

Erschöpfte Immunzellen begünstigen Brustkrebs

Forschende aus Großbritannien haben einen Zellatlas des Brustgewebes erstellt. Dabei fiel auf, dass die Immunzellen bei Trägerinnen der BRCA1/2-Risikomutationen bestimmte Signaturen aufwiesen. Möglicherweise bietet sich hier ein Ansatzpunkt für eine frühzeitige Therapie – noch bevor Brustkrebs überhaupt entsteht.
Annette Rößler
05.04.2024  13:00 Uhr

Das Gewebe der weiblichen Brust wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Welche das sind und wie sie sich genau auswirken, hat jetzt ein Team von Forschenden der Universität Cambridge in Großbritannien mithilfe von Einzelzell-RNA-Sequenzierung untersucht. Im Fachjournal »Nature Genetics« veröffentlichte die Gruppe um Austin Reed und Dr. Sara Pensa als Ergebnis dieser Arbeit den ersten Zellatlas der weiblichen Brust.

Spenderinnen der untersuchten Gewebeproben waren insgesamt 55 Frauen, denen Brustgewebe operativ entfernt worden war. 33 von ihnen waren Trägerinnen einer Mutation, die das Brustkrebsrisiko erhöht (BRCA1, BRCA2 oder andere). Die Forschenden fanden heraus, dass das Alter, die Parität (Kind geboren Ja oder Nein) und die Krebs-Risikomutationen die verschiedenen Zelltypen der Brust jeweils auf eine bestimmte Art und Weise beeinflussen. Immunzellen der BRCA1- oder BRCA2-Trägerinnen wiesen dabei ein Genexpressionsmuster auf, das für einen Zustand der Erschöpfung solcher Zellen charakteristisch ist.

Erschöpfte Immunzellen seien nicht mehr in der Lage, schadhafte Zellen des Brustgewebes zu beseitigen, wodurch letztlich Brustkrebs entstehen könne, heißt es in einer begleitenden Mitteilung der Universität Cambridge. Es sei das erste Mal, dass erschöpfte Immunzellen in gesundem Gewebe gefunden wurden; normalerweise seien solche Zellen in Tumoren in fortgeschrittenen Stadien anzutreffen. Die Ergebnisse der Studie legten nahe, dass eine präventive Behandlung von BRCA1/2-Trägerinnen mit Immuntherapeutika die Entstehung von Brustkrebs bei diesen Frauen möglicherweise verhindern könnte. Arzneistoffe, die hierfür infrage kommen, wären etwa Immuncheckpoint-Inhibitoren wie Pembrolizumab (Keytruda®) und Nivolumab (Opdivo®).

Derzeit haben Trägerinnen der BRCA1- oder BRCA2-Mutation nur eine Möglichkeit, um ihr stark erhöhtes Brustkrebsrisiko zu senken: die Mastektomie. Diesen Weg wählte vor einigen Jahren etwa die US-Schauspielerin Angelina Jolie. Vor diesem Hintergrund kommentiert Professor Dr. Walid Khaled, Seniorautor der aktuellen Publikation, die Ergebnisse: »Wir sind von dieser Entdeckung sehr begeistert, denn sie eröffnet für Trägerinnen der BRCA-Mutationen die Möglichkeit einer präventiven Behandlung jenseits der Chirurgie.«

Da die Checkpoint-Inhibitoren für eine präventive Gabe nicht zugelassen sind, wäre dies allerdings ein Off-Label-Einsatz, dessen mögliche negative Konsequenzen wie Nebenwirkungen gründlich gegen die potenziellen Vorteile abgewogen werden müssten – ganz abgesehen von der Frage der Kostenübernahme. Angesichts der Alternativen, einem drastisch erhöhten Krebsrisiko oder einer Brustamputation, ist es aber durchaus denkbar, dass sich Betroffene für die Medikation entscheiden würden. Zumal diese das Krebsrisiko, das bei BRCA1/2-Mutations-Trägerinnen in vielen Geweben auch jenseits der Brust (etwa in der Lunge) erhöht ist, generell senken könnte. Bis solche Fragen zur Debatte stehen, müssten aber noch weitere Studien die Ergebnisse dieser Arbeit erhärten.

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