Ergebnis in 16 Minuten |
Christina Hohmann-Jeddi |
09.07.2020 15:36 Uhr |
Eine herkömmliche quantitative Real-Time-PCR benötigt etwa zwei Stunden, ein neues Gerät soll zehnmal schneller sein. / Foto: Adobe Stock/angellodeco
Ein Nachweis des genetischen Materials des Coronavirus mittel Polymerase-Kettenreaktion (PCR) ist bislang der Goldstandard in der Diagnostik akuter SARS-CoV-2-Infektionen. Bei der Methode werden eventuell in Proben vorhandene winzige Mengen Genmaterials des Virus vervielfältigt, bis sie nachgewiesen werden können. Doch die Untersuchung dauert etwa zwei Stunden. Forscher um Ehsan Asghari von der Universität Bielefeld haben nun ein Verfahren getestet, das den Prozess beschleunigen soll.
Hierfür prüften sie das Gerät »NextGenPCR« der niederländischen Firma Molecular Biology Systems in Goes. Das Gerät kann die für die Vervielfältigung der DNA notwendigen Zyklen von Abkühlung und Erhitzen der Proben um ein Vielfaches schneller durchführen als andere PCR-Geräte. Laut Hersteller seien 30 Zyklen in bis zu zwei Minuten möglich. Um zu testen, ob das Gerät zu korrekten Ergebnissen kommt, verglichen die Bielefeler Forscher die Ergebnisse der NextGenPCR mit denen von anderen Systemen. »Beim Vorgehen haben wir uns am sogenannten Drosten-Protokoll der Berliner Charité und am Protokoll des Centers of Disease Control and Prevention in Atlanta orientiert«, sagt Seniorautor Professor Dr. Christian Kaltschmidt laut einer Pressemitteilung der Universität. Das sind Standards für Tests auf SARS-CoV-2. Die Forschenden erreichten mit ihrer Methode die gleichen Ergebnisse wie mit herkömmlicher PCR-Tests – nur in deutlich kürzerer Zeit und mit weniger Aufwand. »Der Test dauert nur rund 16 Minuten«, so Kaltschmidt. Über die Ergebnisse berichten die Forscher in einer Publikation auf dem Preprint-Server »MedRxiv« (DOI: 10.1101/2020.06.25.20137398).
Das Gerät kann mehrere Proben parallel analysieren. Damit sind mit einem Thermocycler pro Stunde rund 570 Auswertungen möglich. Molecular Biology Systems arbeitet inzwischen mit Regierungen und privaten Laboren in den USA, Europa, dem mittleren Osten und Afrika zusammen. Ein schneller Test kann Vorteile haben, wenn rasche Ergebnisse gefragt sind: »Wenn beispielsweise Kreuzfahrtschiffe ihren Betrieb wieder aufnehmen, könnten sie in kurzer Zeit jede Person testen, bevor sie an Bord geht«, sagt Kaltschmidt.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.