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Studienergebnis

Erfolgreiche Therapie bei Erdnussallergie

Kinder mit Erdnussallergie können laut einer neuen Studie durch den genau dosierten Verzehr von Erdnussprotein ihre Allergie verlieren. Offenbar muss die Behandlung dafür aber bereits vor dem Alter von vier Jahren beginnen.
Annette Rößler
24.01.2022  11:00 Uhr

Gerade erst hat die »Erdnusskapsel« Palforzia® zur Desensibilisierung von Kindern und Jugendlichen mit Erdnussallergie vom Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) eine schlechte Bewertung erhalten, da kommen neue, positive Studienergebnisse zu dieser Therapieform aus den USA. Im Fachjournal »The Lancet« berichtet eine Gruppe um Professor Dr. Stacie M. Jones vom Arkansas Children’s Hospital in Little Rock von der erfolgreichen Desensibilisierung von Kindern mittels oraler Immuntherapie. Allerdings gibt es einen wichtigen Unterschied zwischen Palforzia und dem in der Studie verwendeten Ansatz: Palforzia ist ab einem Alter von vier Jahren zugelassen, die Kinder in der Studie waren bei Therapiebeginn aber erst ein bis drei Jahre alt.

An der Studie namens IMPACT nahmen 146 Kinder mit hochgradiger Erdnussallergie (durchschnittlich tolerierte Menge Erdnussprotein: 25 mg) teil. Randomisiert erhielten 96 von ihnen über zweieinhalb Jahre eine Desensibilisierungstherapie und die anderen 50 Placebo. Die Therapie bestand aus dem täglichen Verzehr von gereinigtem Erdnussprotein in steigenden Dosen von 0,1 mg bis 2000 mg. Die Behandlung wurde als erfolgreich gewertet, wenn die Kinder am Ende des Interventionszeitraums einmalig 5000 mg Erdnussprotein (entspricht etwa 16 Erdnüssen) ohne signifikante Allergiesymptome vertrugen. Um zu ermitteln, ob eine Remission der Allergie eingetreten war, wurde die Therapie dann abgesetzt und der Provokationstest 26 Wochen später noch einmal wiederholt.

Gemäß diesen Kriterien erreichten 68 von 96 Kindern in der Verumgruppe (71 Prozent) eine Desensibilisierung und 20 (21 Prozent) eine Remission. In der Placebogruppe war es dagegen nur ein Kind von 50 (2 Prozent), bei dem sowohl eine Desensibilisierung als auch eine Remission zu verzeichnen war. Eine Teilremission (Toleranz von 1755 bis 3755 mg Erdnussprotein 26 Wochen nach Therapieende) erreichten unter Verum noch 20 weitere Kinder, sodass am Ende insgesamt 40 von 70 Kindern (57 Prozent), die die Therapie wie vorgesehen abschlossen, diese deutliche Erhöhung ihrer Toleranzschwelle erzielten (Placebo: ein Kind von 23, also 4 Prozent).

Die besten Chancen auf eine Remission hatten in der Studie die jüngsten Kinder und solche, die schon mit vergleichsweise niedrigen Spiegeln erdnussspezifischer Antikörper in die Therapie gestartet waren. Die Ergebnisse ihrer Studie legten nahe, dass es in einem jungen Alter ein »Window of Opportunity« (Fenster der Möglichkeit) gebe, in dem mit einer entsprechenden Intervention bei Erdnussallergikern eine Remission erreicht werden könne, so die Autoren.

Nicht unbedingt ein Widerspruch zum IQWiG

Liegt das IQWiG mit seiner Einschätzung, dass die Therapie mit Palforzia unter dem Strich nicht nur nicht vorteilhaft, sondern sogar nachteilig ist, also falsch? Diesen Schluss kann man anhand dieser Studie nicht ziehen. Denn eine Therapie mit Palforzia darf laut Zulassung erst bei vier- bis 17-jährigen Patienten begonnen werden. Das wäre für das vermutete »Window of Opportunity« zu spät.

Das IQWiG hatte seine Beurteilung zudem damit begründet, dass es den auch von Palforzia-Hersteller Aimmune gewählten Provokationstest als Wirksamkeitsbeleg nicht anerkannte. Stattdessen wertete das Institut es als Beleg für einen nicht vorhandenen Zusatznutzen, dass Kinder, die mit Palforzia behandelt wurden, nur wenig seltener auf den versehentlichen Verzehr von Erdnüssen allergisch reagierten als mit Placebo behandelte Kinder.

In einer Stellungnahme verweist Aimmune darauf, dass das etwa das britische National Institute for Health and Care Excellence (NICE) durchaus anders sieht und den Einsatz von Palforzia empfiehlt. Auf die weitere Diskussion mit dem Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA), der letztlich über den Zusatznutzen entscheidet, sehe man sich daher »gut vorbereitet«.

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