Elektrospray lässt Tumoren schrumpfen |
Annette Rößler |
23.04.2021 12:28 Uhr |
Mit Hochspannung versprühtes Cisplatin dringt offenbar besser in Tumoren ein. / Foto: PZ/Pfeifer/Adobe Stock/Yongyut Chanthabutr
Zentral in der Lunge gelegene Lungentumoren sind mit den derzeit verfügbaren therapeutischen Mitteln nur sehr schwer zu erreichen. Ein Problem der systemisch verabreichten Chemotherapie ist, dass sie im Tumor selbst nur begrenzt wirksam ist, der Patienten aber stark unter den Nebenwirkungen zu leiden hat. Eine – noch experimentelle – Möglichkeit, ein Zytostatikum direkt in den Tumor zu bringen, stellen Forscher der Universität Bern jetzt im Fachjournal »Frontiers in Pharmacology« vor: ein neu entwickeltes Elektrospraygerät.
Allgemein bezeichnet man als Elektrospray ein Verfahren zur Zerstäubung von Flüssigkeiten mithilfe eines elektrischen Feldes. Kleinste Tröpfchen, die sich durch Anlegen von Hochspannung bilden, werden dabei in Richtung einer Elektrode beschleunigt, die in direktem Kontakt mit dem Zielgewebe steht, erklären die Autoren um Paulius Ruzgys. Diese Tröpfchen könnten leicht in Zellen eindringen und so den Wirkort erreichen.
Die Forscher testeten das Verfahren an einem Mausmodell für Lungenkrebs. Den Tieren wurde entweder Cisplatin mittels Elektrospray direkt auf den Tumor gegeben, Cisplatin ohne Elektrospray verabreicht oder das Elektrospray im Sinne einer Placebo-Behandlung statt mit Cisplatin mit Kochsalz angewendet. Das Ergebnis: Nach zwei Behandlungen und sieben Tagen war bei den mit Elektrospray-Cisplatin behandelten Tieren der Tumor um 81 Prozent geschrumpft. Die mit Cisplatin ohne Elektrospray behandelten Tumoren waren dagegen nur 15 Prozent kleiner geworden und die mit Kochsalz behandelten Tumoren sogar 200 Prozent gewachsen.
Von diesem Ausmaß des Effekts waren die Forscher selbst überrascht, heißt es in einer Pressemitteilung der Universität. Sie erklären sich die hohe Wirksamkeit damit, dass das Elektrospray die Aufnahme des Zytostatikums aus den Zellzwischenräumen wahrscheinlich erheblich steigert. Jetzt soll die Methode möglichst zügig klinisch erprobt werden. Angestrebt wird ein minimalinvasiver Einsatz des Elektrosprays bei schwer zugänglichen Tumoren.