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Welthandelsorganisation

Einschränkungen bei Medizinprodukten und Medikamenten

Angesichts von Einschränkungen beim Handel mit Medizinprodukten wegen der Coronavirus-Pandemie hat die Welthandelsorganisation (WTO) vor Gefahren für Lieferketten gewarnt. Die Diskussion um eine verstärkte Produktionsverlagerung in die EU nimmt wieder an Fahrt auf.
dpa
PZ
24.04.2020  12:14 Uhr

Produktion in die EU zurückholen

Vassiliadis, der in Beratungsgremien der Bundesregierung sitzt und in wirtschaftspolitischen Fragen als Vertrauter von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) gilt, fordert ein Umsteuern. »Eine Lehre aus dieser Krise muss lauten: zentrale Produkte, Wirkstoffe und Abhängigkeiten identifizieren, Produktion nach Deutschland und in die EU zurückholen, Versorgungssicherheit und gute Arbeit schaffen.«

In der IG BCE sind auch Tausende Pharmabeschäftigte vertreten. »Wir brauchen eine gemeinsame Initiative für nachhaltige innereuropäische Wertschöpfungsketten«, sagte Vassiliadis. In der Coronavirus-Krise haben sich die Lieferprobleme in Deutschland zugespitzt: Aus Sorge vor dem Virus haben Verbraucher gerade Schmerz- und Erkältungsmittel gehamstert. Derzeit verzeichnet das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) 428 knappe Mittel - im November waren es 290. Jedoch gibt es auch 103.000 zugelassene Arzneimittel in Deutschland und im Zweifel oft andere Medikamente zur Behandlung.

Die EU-Kommission fürchtet in der Pandemie wachsende Arznei-Engpässe in Kliniken. Sie lockerte vorübergehend die Kartellregeln und erlaubte eine engere Zusammenarbeit von Pharmakonzernen, um den Bedarf für Intensivpatienten zu decken. Denn Covid-19-Erkrankte, die an Beatmungsgeräte angeschlossen sind, brauchen viele Medikamente – darunter Beruhigungsmittel und Wirkstoffe für die Intubation. Doch einige Substanzen werden längst nicht mehr in Deutschland hergestellt. In Frankfurt-Höchst etwa lief vor wenigen Jahren die letzte hiesige Produktion von Vorstufen für Antibiotika aus. Seit dem Ende der 1980er Jahre beschaffen Pharmakonzerne viele Wirkstoffe immer mehr aus China, wo mit staatlichen Subventionen die Produktion aufgebaut wurde, erklärt Morris Hosseini, Pharmaexperte bei der Beratungsfirma Roland Berger.

Mehr Transparenz bei den Lieferketten

Auch in Indien werden aus Kostengründen Wirkstoffe für Antibiotika und Nachahmermedikamente hergestellt. Die Folge: Steht zeitweilig die Produktion still oder kommt es wegen Verunreinigungen zu Arznei-Rückrufen, hakt es in der Lieferkette. Gewerkschafter wie Vassiliadis halten die Verlagerung ins entfernte

Ausland für bedenklich. Der Staat müsse eine zentrale Rolle dabei spielen, um etwa reinen Lohnkosten-Argumenten für billige Produktion auf anderen Kontinenten etwas entgegenzusetzen: »Es bedarf einer neuen, verantwortungsbewussten Regulatorik, die die Unternehmen zu mehr Transparenz über ihre Lieferkette verpflichtet und gleichzeitig gezielt heimische Produktion finanziell fördert.« In der Praxis wäre das aber gar nicht so einfach. »Man muss sich im Klaren darüber sein, dass für ein Zurückholen der Arzneimittelproduktion massiv aufgerüstet werden müsste, was eine enorme Anstrengung und Kosten bedeuten würde«, sagte Fritz Sörgel, Leiter des Instituts für Biomedizinische und Pharmazeutische Forschung in Nürnberg, jüngst der »Frankfurter Rundschau«. Die nötigen Anlagen müssten hierzulande komplett neu errichtet werden.

Auch der Verband der Chemischen Industrie (VCI) zeigt sich skeptisch. »Es ist nicht zu erwarten, dass die Produktion bestimmter Pharmawirkstoffe oder Arzneimittel kurzfristig nach Europa zurückverlagert wird«, meint Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup. Zuerst müssten sich die Ausschreibungsbedingungen der Krankenkassen für Arzneien ändern. Wenn man vorrangig auf günstige Preise achte, rechne sich die Produktion bei Nachahmermedikamenten nicht. Bei Impfstoffen dagegen sehe es besser aus, denn hier gebe es eine umfangreiche Produktion in Deutschland und eine weltweit führende Position Europas - ein Vorteil in Zeiten der Pandemie.

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