Einsatz am Spielfeldrand |
Während eines Fußballspiels kann es schon mal zur Sache gehen. Umso wichtiger, dass Mannschaftsärzte auf solche Situationen bestmöglich vorbereitet sind. / Foto: Imago/Picture Point LE
Sowohl im Profi- als auch im Amateurbereich sollen verletzte Sportler so schnell wie möglich wieder einsatzbereit sein. Damit das in der Akutversorgung geleistet werden kann, steht der Mannschaftsarzt mit seinem Koffer am Spielfeldrand bereit. Der Inhalt eines Sportarztkoffers ist speziell auf die Bedürfnisse der sportmedizinischen Behandlung zugeschnitten. Viele Sportverbände schreiben eine bestimmte standardisierte Ausrüstung vor. So gibt es zum Beispiel einen Sportarztkoffer der FIFA, der UEFA und der DFL.
»Im von der FIFA standardisierten Notfallkoffer für Teamärzte ist sogar ein Defibrillator enthalten«, erläutert Professor Dr. Markus Geßlein, Teamarzt des 1. FC Nürnberg, im Gespräch mit der Pharmazeutischen Zeitung. Der Leiter der Abteilung für Sportorthopädie und arthroskopische Chirurgie am Universitätsklinikum der Paracelsus Medizinischen Universität Nürnberg informiert, dass Mannschaftsarztkoffer sowohl grundlegende Ausrüstungsmerkmale für Erste Hilfe und die Initialversorgung nach der PECH-Prinzip als auch Medikamente, eine erweiterte Notfallausrüstung und steriles Material enthalten.
Die PECH-Regel ist eine Faustregel für die Akutversorgung von Sportverletzungen. Dabei steht P für Pause, E für Eis, C für Compression und H für Hochlagern. Demnach ist die Verletzung schnellstmöglich ruhigzustellen und zu kühlen, bevor ein Kompressionsverband angelegt und der verletzte Körperteil hochgelagert wird. Damit sollen Blutungen und Schwellungen reduziert und weitere Gewebeschäden verhindert werden.
Sofern es keine offiziellen Vorgaben gibt, stelle er die Ausstattung individuell zusammen und berücksichtige dabei die Anforderungen der jeweiligen Sportart. So unterliegt der Arztkoffer für lokale Sportvereine und -veranstaltungen keinen spezifischen gesetzlichen Vorschriften, was den genauen Inhalt betrifft. Die Erste-Hilfe-Mindestausstattung richtet sich grob nach der Anzahl der Personen vor Ort. Bei kleineren Gruppen reicht ein kleiner Verbandskasten nach DIN 13157 und für größere Veranstaltungen gibt es den großen Verbandskasten nach DIN 13169. Ergänzend zur Basisausstattung empfiehlt sich eine Zusatzausstattung, die auf die Sportveranstaltung abgestimmt ist.
Einen kleinen Medikamentenvorrat hat der Mannschaftsarzt ebenfalls in seinem Koffer. Zur Grundausstattung zählen in der Regel Schmerzmittel, Antihistaminika, Asthmaspray, Nitroglycerinspray, Adrenalin-Injektoren, antiseptische Lösungen und Salben sowie Wund- und Blasenpflaster.
Zu beachten ist, dass in der Betreuung von Sportlern die gültigen Anti-Doping-Richtlinien, insbesondere die der Nationalen Anti-Doping Agentur Deutschland (NADA), gelten. Der betreuende Arzt stellt sicher, dass keine Medikamente verwendet werden, die auf der Verbotsliste stehen. Die NADA-App ist ein praktisches Hilfsmittel, um schnell und einfach zu prüfen, welche Medikamente sicher verwendet werden können.
Als Instrumente hat der Arzt zum Beispiel Scheren, Pinzetten, Klemmen, Skalpell und Einwegklingen sowie Nadel und Faden zum Nähen dabei. Für den Einsatz am Spielfeldrand sind zudem Materialien für die Akutversorgung wie Kühlboxen, elastische Binden, Tape sowie Material für die Wundversorgung wie Pflaster, Desinfektionsmittel, Verbandmittel und Tacker wichtig. »Eine schnelle Blutstillung ist essenziell. Solange ein Sportler eine blutende Wunde hat, darf er nicht zurück aufs Spielfeld«, so Geßlein.
Hilfsmittel, um verletzte Gliedmaßen zu stützen und zu immobilisieren, sind zum Beispiel Schienen, Splints und Dreieckstücher. Für Hygiene und Schutz sind Einmalhandschuhe, Desinfektionsmittel für Hände und Oberflächen sowie Masken dabei.
Zu den Arznei- und Hilfsmitteln kommen dann noch Nahrungsergänzungsmittel (NEM) wie Elektrolyt- und Rehydrationslösungen oder Snacks für schnellen Energiebedarf hinzu. »Die Arzneimittel können von einer öffentlichen Apotheke geliefert werden, mit der der Arzt zusammenarbeitet«, sagte Geßlein. Hilfsmittel kommen von einem Sanitätshaus und die NEM oft von einem Sponsor.
Komplettiert wird die Ausrüstung mit Utensilien wie Notizblock und Stifte, Spielerakte, Mobiltelefon mit wichtigen Kontakten und einer Checkliste für Notfälle. Den Inhalt des Koffer überprüft der Arzt regelmäßig und füllt ihn bei Bedarf auf. Dabei stellt er sicher, dass alle Materialien noch haltbar und in einwandfreiem Zustand sind.