»Eine Anhebung des Fixhonorars ist alternativlos« |
Brigitte M. Gensthaler |
20.07.2023 16:30 Uhr |
In »fast atemberaubender Geschwindigkeit« hätten die Apotheken während der Pandemie Höchstleistungen erbracht, betonte LAV-Vize Rouven Steeb gestern in Stuttgart. / Foto: LAV Baden-Württemberg
Der Vizepräsident stellte bei der Mitgliederversammlung am gestrigen Mittwoch in Stuttgart den politischen Lagebericht vor und vertrat damit die Präsidentin Tatjana Zambo. In der Pandemie hätten die Apotheken gezeigt, »in welcher fast atemberaubenden Geschwindigkeit sie Höchstleistungen erbringen«. Dabei hätten sie sich immer fest verlassen können auf ihre Teams und auf den LAV. »Die Apotheke ist viel mehr als eine Abgabestelle für Medikamente, sondern ein sozialer und gesellschaftlicher Anker. Der einzelne Mensch steht hier im Mittelpunkt.«
Apotheken wollten die Menschen pharmazeutisch bestmöglich versorgen. Umso schlimmer sei es, wenn Lieferengpässe die Arbeit massiv erschwerten, eine »gigantische Mehrarbeit« verursachten und die Versorgung einzelner Patienten fast unmöglich machten. In einzelnen Fällen entstünden daraus Versorgungsengpässe. »Unser System wurde kaputtgespart.« Das Spardiktat von Politik und Krankenkassen habe die Apotheken in die Abhängigkeit eines globalen Marktes getrieben. »Hier muss umgesteuert werden«, forderte der LAV-Vize.
Der Berufsstand werde weiterhin für den Erhalt der Apotheke und die flächendeckende Versorgungsstruktur protestieren. Es gehe zudem um eine stabile finanzielle Ausstattung der Apotheken und eine Perspektive für ihre Mitarbeiter. Die politischen Gespräche würden auch im Sommer fortgesetzt. Wichtig sei es, dass der Berufsstand »den solidarischen Grundgedanken« weitertrage und geschlossen auftrete. »Wir müssen dranbleiben.«
»Eine Anhebung des Fixhonorars bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln ist alternativlos«, so Steeb weiter. Mittlerweile würden die deutschen Apotheken die GKV-Versorgung subventionieren, wie die Treuhand Hannover vorgerechnet habe. Zudem verlange der Berufsstand eine automatisierte Honoraranpassung, wie sie bei Politiker-Diäten, der ärztlichen Honorierung und der Krankenhausfinanzierung festgelegt sei. »Wieso sollte dies beim Apothekenhonorar nicht möglich sein?«
Die wirtschaftliche Stabilisierung des Systems sei auch nötig, weil es vor weitreichenden Herausforderungen stehe, sagte Steeb mit Blick auf die breite Einführung des E-Rezepts ab 2024. »Wir begrüßen den Transportweg über die Gesundheitskarte ausdrücklich, denn er ist besonders patientenfreundlich.« Dieser sei leicht verständlich für die Patienten und sichere die freie Apothekenwahl. In den Apotheken werde das E-Rezept sehr schnell zum Alltag werden.
Ausdrücklich ermutigte Steeb die Kollegen, sich bei neuen Leistungen wie dem Impfen und den pharmazeutischen Dienstleistungen zu engagieren. »In solchen Dienstleistungen liegt ein großes Stück Zukunft für uns Vor-Ort-Apotheken.«