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Angststörungen

Ein Gefühl verselbstständigt sich

Angst ist zwar keine schöne, aber an sich eine nützliche Emotion, die Menschen in gefährlichen Situationen vor Leichtsinn bewahrt. Nimmt die Angst jedoch überhand, kann sie krankhaft werden. Helfen können dann eine Psychotherapie sowie Medikamente.
Annette Mende
18.12.2019  12:00 Uhr

Ob jemand eher ein ängstlicher Typ ist oder nicht, gehört zu den grundlegenden Charakterzügen. So empfindet etwa manch einer den Nervenkitzel bei Tempo 180 auf der Autobahn als angenehm, ein anderer als puren Horror. Aber da normalerweise niemand gezwungen ist, so schnell zu fahren, kann auch der Ängstlichere seinen Alltag in der Regel gut bewältigen, indem er die für ihn unangenehme Situation vermeidet.

Von der normalen Ängstlichkeit abzugrenzen sind Angststörungen mit Krankheitswert. Sie sind sehr häufig, laut Professor Dr. Katharina Domschke sogar mit Abstand die häufigsten neuropsychiatrischen Erkrankungen. Gemäß der aktuellsten Statistik (aus dem Jahr 2010) liege die Zwölf-Monats-Prävalenz in der EU bei 14 Prozent. »Das sind 61,5 Millionen Menschen«, verdeutlichte die Psychiaterin von der Universität Freiburg beim Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) in Berlin.

Die S3-Leitlinie »Behandlung von Angststörungen« enthält Kurzdefinitionen der häufigsten Angststörungen: Panikstörung mit oder ohne Agoraphobie, generalisierte Angststörung (GAS), soziale Phobie sowie spezifische Phobie. Demnach leiden Patienten mit einer Panikstörung unter plötzlich auftretenden und während circa zehn Minuten an Stärke zunehmenden Angstanfällen mit den körperlichen Ausdrucksformen der Angst. Hierzu zählen etwa Herzrasen, Schwitzen, Zittern, Mundtrockenheit, Atemnot, Schmerzen, Brustenge, Übelkeit oder Schwindel.

Panik in Menschenmengen

In der Mehrzahl der Fälle ist die Panikstörung laut Leitlinie mit einer Agoraphobie verbunden. Dann tritt zu den beschriebenen Symptomen die Angst vor Orten hinzu, an denen im Fall einer Panikattacke eine Flucht schwer möglich wäre oder peinliches Aufsehen erregen würde. Am häufigsten sind das etwa Menschenmengen, öffentliche Verkehrsmittel oder enge Räume, zum Beispiel Fahrstühle. Angst vor dem Alleinsein sei ebenfalls häufig.

Auch bei einer GAS leiden die Patienten unter den körperlichen Ausdrucksformen der Angst, hinzu kommen Konzentrationsstörungen, Nervosität, Schlafstörungen und andere psychische Symptome. »Im Gegensatz zur Panikstörung treten diese Symptome allerdings nicht gleichzeitig in Form eines Anfalls, sondern in wechselnder Kombination als unterschwelliger Dauerzustand auf«, heißt es in der Leitlinie. In der Regel könnten die Patienten nicht angeben, wovor sie eigentlich Angst haben, würden aber durch ständige Sorgen gequält, etwa dass ihnen oder ihren Verwandten Unfälle zustoßen oder sie erkranken könnten. Zudem machten sie sich meistens Sorgen über ihre permanente Besorgtheit, sogenannte Metasorgen.

Im Gegensatz dazu können Patienten mit einer Phobie klar benennen, wovor sie sich fürchten. Bei Betroffenen mit einer sozialen Phobie sind das Situationen, in denen sie im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen, zum Beispiel beim Sprechen in der Öffentlichkeit. Sie befürchten, sich peinlich oder ungeschickt zu verhalten oder negativ bewertet zu werden. Bei einer spezifischen oder auch isolierten Phobie bezieht sich die Furcht auf einzelne, umschriebene Situationen. Die Leitlinie nennt Katzenphobie, Blutphobie oder Höhenangst als Beispiele.

Domschke gab beim DGPPN-Kongress ein Update zu aktuellen Forschungsergebnissen zum Thema Angststörungen. Hier stehe unter anderem der Zusammenhang zwischen Angst und Schlafstörungen im Fokus. Dass der Schlaf durch das Vorliegen einer Angsterkrankung negativ beeinflusst werde, sei ein Allgemeinplatz, so Domschke. Weniger bekannt sei aber, dass Schlafstörungen auch Vorläufer von Angsterkrankungen sein könnten, wie eine Metaanalyse gezeigt habe (»Sleep Medicine Reviews« 2018, DOI: 10.1016/j.smrv.2018.10.006).

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