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Medikationsanalyse

Ein blutender Patient

In Fall 2 der Webinarreihe »100 Medikationsanalysen später« ging es um einen Patienten, der über massives Nasen-, Zahnfleisch- und Magenbluten als Nebenwirkung klagte. Was war passiert?
AutorKontaktDaniela Hüttemann
Datum 11.01.2023  14:00 Uhr

»Der Patient war bis dahin gar kein Kunde in meiner Apotheke — und eigentlich hatte ich auch überhaupt keine Zeit«, berichtete Stefan Göbel, Apothekeninhaber und Initiator der Webinarreihe vergangenen Monat bei einen Webseminar von Pharma4u. »Der Herr berichtete jedoch, er habe ein Problem mit seiner Medikation — er würde die ganze Zeit bluten. Da gingen bei mir die Alarmglocken an und ich habe ihn sofort mit all seinen Medikamenten in die Apotheke gebeten.«

Im Rahmen einer pharmazeutischen Dienstleistung führte Göbel dann eine Medikationsanalyse nach Brown-Bag-Methode durch. Das heißt, der 58-jährige, adipöse Patient packte jedes seiner Arzneimittel einzeln aus und Göbel fragte nach, ob er wisse, warum und wie er es einnehme. »So merkt man sofort, welches Gefühl ein Patient für seine Medikation hat. In diesem Fall wusste dieser zum Beispiel nicht, wofür er Bisoprolol und Escitalopram einnahm.« Zudem sagte der Patient, er habe das Grundvertrauen in seine Medikamente verloren. Er leide jeden Tag unter Nasen-, Zahnfleisch- und Magenblutungen.

Insgesamt hatte der Patient zehn Medikamente mit elf Wirkstoffen in der Dauermedikation (siehe Medikationsplan), hinzu kamen Cetirizin und aktuell Voltaren resinat. Der Interaktionscheck mit dem Medicheck ergab dann ganz schnell einen Treffer: Neben Escitalopram nahm der Patient noch ASS 100 mg und Omeprazol 40 mg in der Dauermedikation ein, Letzteres zum Teil entgegen der ärztlichen Verordnung sogar mehrmals am Tag. ASS und Escitalopram wirken beide thrombozytenaggregationshemmend. Hinzugekommen war vor Kurzem orales Diclofenac, das bekanntlich ebenfalls Blutungen auslösen kann. Omeprazol als CYP2C19-Inhibitor hemmt zudem den Abbau von Escitalopram, was die Konzentration des selektiven Serotonin-Reuptake-Inhibitors deutlich erhöhen kann. »Unter einer solchen Medikation sind lebensgefährliche Blutungen möglich«, ergänzte Pharmakologie-Experte Dr. Alexander Ravati von Pharma4u. Blutungen seien die häufigste Arzneimittelnebenwirkung oder -interaktion, die zu Krankenhauseinweisungen führe.

»Ich rief sofort die Hausärztin an, die ich bis dahin noch nicht kannte«, berichtete Göbel. »Sie rief umgehend zurück und war sehr dankbar für den Hinweis — von dem Diclofenac wusste sie nämlich nichts.« Der Patient hatte es in einer Sportklinik verordnet bekommen, wo er wegen eines Termins für ein neues Kniegelenk war. Die Ärztin bestellte den Patienten noch am selben Tag ein und wollte sich um einen zeitnahen OP-Termin kümmern.

Göbels Vorschlag: Diclofenac sofort abzusetzen und durch ein anderes Schmerzmittel wie Metamizol zu ersetzen. Zudem riet der Apotheker, Omeprazol durch Pantoprazol auszutauschen, da dieses keine Interaktion mit Escitalopram eingeht. Ob die Vorschläge umgesetzt wurden, ist Göbel nicht bekannt. Zwar sagte der Patient, er wolle zu ihm in die Apotheke wechseln, war jedoch seitdem nicht wieder da.

Umgehend handeln

Was tun, wenn der Arzt nicht erreichbar ist oder reagiert? »Bei einer Medikation wie dieser ist Gefahr im Verzug und Sie müssen sofort handeln«, erläuterte Ravati. In einem solchen Fall sei es gerechtfertigt, das Diclofenac sofort abzusetzen, in diesem Fall sogar auch das verordnete Escitalopram, da dessen blutgerinnungshemmende Wirkung schneller nachlasse. »Wenn Sie nur das ASS absetzen, kann es bis zu sieben Tage dauern, bis das Bluten aufhört. Bei Blutungen darf man nicht zögern.«

Generell sollte man sich in einem solchen Fall erst einmal auf die dringlichsten arzneimittelbezogenen Probleme, da lebensbedrohlich, beschränken, waren sich Ravati und Göbel einig.  Gebe es wie bei diesem Patienten zudem noch weitere arzneimittelbezogene Probleme, sei für weitere Verbesserungen später immer noch Zeit.

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