| Sven Siebenand |
| 17.01.2024 12:45 Uhr |
Mittlerweile stehen zahlreichende wirksame MS-Therapeutika zur Verfügung, insbesondere zur Behandlung der schubförmig remittierenden MS. Vor allem zur Behandlung der primär progredienten Verlaufsform werden dringend weitere Medikamente benötigt. / Foto: Adobe Stock/Zerbor
Beim Fortbildungskongress Pharmacon in Schladming informierte Privatdozent Dr. Markus Kowarik, dass in Deutschland etwa 225.000 Menschen an Multipler Sklerose (MS) erkrankt sind. Deutlich häufiger trifft es Frauen. Und Verwandte ersten Grades von Betroffenen haben ein um den Faktor 15 bis 25 erhöhtes Risiko, auch zu erkranken. Denn, so der Mediziner, genetische Faktoren, aber auch Umweltfaktoren spielen eine Rolle bei der Entstehung von MS. Die genauen Auslöser und die exakte Pathogenese seien aber weiter unklar.
Feststeht aber, dass es durch Fehlleitung von Immunzellen zu Entzündungsprozessen im Gehirn kommt. Wie der Facharzt für Neurologie feststellte, lässt sich der individuelle Krankheitsverlauf initial nicht einschätzen, da klare Biomarker dafür bisher fehlen.
Privatdozent Dr. Markus Kowarik vom Universitätsklinikum Tübingen / Foto: PZ/Alois Müller
Drei wichtige MS-Verlaufsformen werden unterschieden: die schubförmig remittierende MS (RRMS), die sekundär progrediente MS (SPMS) und die primär progrediente MS (PPMS). Kowarik: »Etwa 80 Prozent der Betroffenen haben zunächst eine RRMS. Diese geht unbehandelt bei 50 Prozent dieser Patienten in eine SPMS über.«
Zum Glück habe sich bei den Therapieoptionen in den vergangenen Jahren einiges getan , sodass heute zahlreiche wirksame MS-Therapien zur Verfügung stehen. Die initiale schubförmige Phase könne gut
kontrolliert und behandelt werden und die progrediente Phase dadurch verhindert oder zumindest verzögert werden. Letztgenannte könne dagegen bislang nur schlecht behandelt beziehungsweise aufgehalten werden. Kowarik betonte, dass die Tendenz in der Therapie heute klar in Richtung »hit hard and early« geht, das heißt frühzeitig hochwirksame MS-Therapeutika einzusetzen.