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Zahnmedizin

Eigenblut hilft nach Weisheitszahn-OP

Wenn nach Entfernung eines Weisheitszahns Eigenblut zur Wundheilung eingesetzt wird, können Schwellungen und Schmerzen reduziert und der Heilungsprozess verkürzt werden. Auf diese recht neue Methode weist die Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie hin.
Sven Siebenand
23.09.2022  14:00 Uhr

Die Weisheitszähne liegen ganz hinten im Kiefer und brechen meistens erst ab dem 16. Lebensjahr durch. Da das restliche Gebiss bis dahin aber schon fertig ausgebildet ist, finden sie nicht immer genug Platz vor. Manchmal bleiben Weisheitszähne einfach im Kiefer liegen. Sorgen Weisheitszähne für Probleme an anderen Zähnen oder kommt es zu Entzündungen am Zahnfleisch oder zu Karies an einem Weisheitszahn, muss er möglicherweise entfernt werden. Dieser Eingriff zählt zu den häufigsten ambulanten Operationen in Deutschland.

»Manchmal kann ein Weisheitszahn wie jeder andere Zahn einfach gezogen werden. Wenn er allerdings noch im Kiefer verborgen liegt, ist eine ambulante Operation erforderlich«, erklärt Dr. Julius Steegmann von der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (DGMKG). In solchen Fällen wird das Zahnfleisch geöffnet, der Zahn im Knochen freigelegt und dann entfernt.

»Die DGMKG sieht großes Potenzial im Einsatz von Eigenblut in Form einer PRF-Matrix, da diese den Heilungsprozess fördert und die zur Heilung erforderliche Zeit reduziert«, so Steegmann in einer Pressemitteilung. PRF ist die Abkürzung für plättchenreiches Fibrin. Bei dem modernen Verfahren werden aus dem Eigenblut des Patienten, das vor dem chirurgischen Eingriff entnommen wird, durch Zentrifugation inflammatorische Zellen und Wachstumsfaktoren konzentriert. Das Material wird während der OP aufbereitet und kann dann direkt danach in die Wunde eingelegt werden, sodass das zu regenerierende Gewebe geheilt wird. Die PRF-Matrix eigne sich auch zur Schmerzreduktion nach Entfernung der Weisheitszähne. 

Auf Nachfrage der PZ teilt Steegmann mit, dass das Verfahren auch bei Jugendlichen und Kindern möglich sei, in diesem Alter bisher aber eher seltener durchgeführt werde.  Egal in welchem Alter: Die Krankenkassen übernähmen die Kosten laut dem Experten bisher nicht. Je nach Indikation und Umfang würden für den Patienten Kosten zwischen etwa 50 und 100 Euro entstehen.

Fernab der neuen Behandlungsmethode können Patienten laut der DGMKG selbst einiges dazu beitragen, dass die Heilungsphase möglichst kurz wird: Ein regelmäßiges Kühlen der Wange, eine ausreichende Trinkmenge, eine gute Mundhygiene, eine gesunde, eiweißreiche Ernährung und der Verzicht auf Nikotin sind empfehlenswert.

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